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Trickbetrüger in Berlin: Die Polizei – dein Freund und Gauner

Die Trickbetrüger in Berlin werden immer dreister. Die Polizei geht mit allen Mitteln gegen sie vor. Seit zehn Jahren auch auf der Bühne. Dadurch sind nicht nur Senioren gewappnet, sondern auch schon echte Betrüger gefasst worden.

Martha Krause hat es nicht leicht. Rund 440 Mal ist die 70- bis 90-Jährige in den vergangenen zehn Jahren bestohlen worden. Die Beute: eine Millionensumme; die Zeugen: bis zu 10 000 Senioren; der Tatort: Immer wieder das Theater Coupé in Wilmersdorf. Denn Martha Krause ist die Schlüsselrolle im Präventionstheater der Berliner Polizei.

Vor zehn Jahren wurde das Theater in der Polizeidirektion 2 gegründet, um vor allem Senioren gegen die Tricks von Betrügern zu wappnen. Unter dem Motto „An der Wohnungstür ist Schluss“ sind die ehrenamtlich engagierten Polizisten schon über 100 Mal aufgetreten. Anlässlich des 10. Jubiläums ehrte Berlins Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers am Dienstag die Beamten mit einer Urkunde. „Es ist gigantisch, wie sich dieses Ensemble mit Herzblut und Kopf entwickelt hat. Der psychologische Effekt des Theaters trägt nachhaltig zur Prävention bei“, sagte Koppers dem Tagesspiegel.

Humor lockert das Thema auf

Die Stücke, die harmlos „Enkeltrick“, „Zetteltrick“ oder „Handwerkertrick“ betitelt sind, entstammen alle der Realität. Allein im vergangenen Jahr kamen 1500 Strafanzeigen zusammen, belief sich der Schaden dieser Trickdiebstähle in Berlin auf gut 2,5 Millionen Euro. Die Dunkelziffer, so ein Polizeisprecher, liege wesentlich höher: „Viele Senioren melden einen solchen Diebstahl nicht. Meist schämen sie sich, darauf reingefallen zu sein.“

Immer wieder gelingt Gaunern auch der „Falsche-Polizisten-Trick“. Mit ihm naht im Präventionstheater der Höhepunkt der Unterhaltung – denn ein Polizist spielt einen Einbrecher, der einen Polizisten spielt. Aus dem „Opferbuch“, wie die fiktiven Gauner das Telefonbuch nennen, suchen sie sich Martha Krause aus. Ein kurzer Anruf, zwei Beamte vom Landeskriminalamt werden angekündigt. Kurz darauf klingelt es bei Frau Krause an der Tür: „Guten Tag, mein Name ist Herr Lang, das hier ist mein Kollege Finger.“ Solche Kalauer lockern das Thema auf. Nicht verängstigt sollen die Senioren das Theater verlassen, sondern unterhalten und zugleich sensibilisiert. Lang und Finger reden auf Frau Krause ein, wollen sehen, ob sie denn ihren Schmuck und ihr Bargeld auch sicher verwahrt habe – und Zack: Während der eine die alte Dame ablenkt, greift der andere schnell zu.

Präventionstheater mit Ermittlungserfolgen

Was auf der Bühne ganz humorig anzuschauen ist, löst in der Realität große Verunsicherung aus. Zwar werden die Täter selten gewalttätig. „Aber die älteren Herrschaften, die Opfer geworden sind, ängstigen sich nach solch einer Tat häufig sehr“, sagt der Polizeisprecher. Viele trauten sich nicht mehr aus ihrer Wohnung.

Im Präventionstheater wird auch empfohlen, wie man besonnen reagiert: Ein Zettel oder ein Glas Wasser beispielsweise lasse sich auch durch den Türspalt bei vorgehängter Kette reichen. Monatlich werden die Stücke rund um Frau Krause und ihre Katze Minka aufgeführt. Häufig folgen Dankesbriefe an die Polizeidirektion und den Polizeipräsidenten.

Und auch Täter wurden schon gefasst: Eine Seniorin, die das Stück besucht hatte, wählte schon drei Mal nach verdächtigen Besuchern im Haus die 110 – in allen drei Fällen konnten daraufhin Trickbetrüger festgenommen werden. So ist das Leben etwas sicherer geworden. Nur nicht für Martha Krause.

Karoline Kuhla

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