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Berlin: Döner und Dynamo

Yesilyurt steht im Pokalfinale – und lädt dazu die Fans des BFC ein

Als das Pokalhalbfinale vorbei war und der SV Yesilyurt sich für das Endspiel qualifiziert hatte, spielten Bülent Gündogdu und Gökmen Ilkyaz noch einen letzten Doppelpass. „Mensch, was für ’ne tolle Spende!“, sagte Yesilyurts Manager Ilkyaz, woraufhin Trainer Gündogdu konterte: „Leider haben wir die türkische Knoblauchwurst vergessen.“ Stimmt, sagte Ilkyaz, „beim nächsten Mal gibt’s Köfte neben dem Fußballplatz!“

Die Verantwortlichen des Weddinger Kiezklubs Yesilyurt reagierten mit Humor auf die Provokation der Fans des BFC Dynamo. Die hatten zu Beginn des Pokalspiels am Sonntag etwa 50 Fladenbrote auf den Rasen geworfen. Auch sportlich hatten die Weddinger am Ende das höhere Niveau: durch den verdienten 2:1-Sieg beim BFC Dynamo steht Yesilyurt nun im Finale des Berliner Pokals. Am 5. Mai müssen die Weddinger im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark gegen die Amateurmannschaft von Hertha BSC antreten; der Gewinner des Endspiels ist automatisch für die erste Runde des DFB-Pokals qualifiziert. Neben 53 000 Euro Einnahme an Fernsehgeldern darf der Gewinner auch auf ein Pokallos vom Kaliber Bayern München hoffen.

Am Sonntag war das Finale jedoch noch weit weg. „Wir sind erst einmal froh, dass alles ruhig blieb“, sagte Yesilyurts Manager Ilkyaz. Teile der Fanszene des DDR-Rekordmeisters gelten als rechtsextrem. Immer wieder klagt die Berliner Polizei, dass Rockerbanden und Hooligans im Umfeld des Klubs zu sehen sind. Die echten Fans dagegen, die auch zu den Verbandsligaspielen gehen, haben unter diesem Image zu leiden. Als etwa die Krawalltouristen nach dem Pokalspiel schnell verschwunden waren, machten auch die Zivilbeamten der „Ermittlungsgruppe Hooligan“ der Polizei Feierabend. Vor dem Stadion tranken nur noch die BFC-Fans in aller Ruhe ein Bier.

„Ein paar Idioten gibt es überall“, sagte nach dem Spiel auch Yesilyurts Manager Ilkyaz. „Auf die echten BFC-Fans dagegen bin ich wirklich neidisch. Heute war im Stadion richtig Stimmung.“ Über 2000 Zuschauer waren am Sonntag ins Sportforum Hohenschönhausen gekommen, 350 türkische Fans davon mit Bussen aus Wedding. Die beiden Gruppen wurden von der Polizei abgeschirmt. Das Konzept ging auf, es blieb ruhig. Und als dann doch rassistische Lieder zu hören waren, rief der Stadionsprecher ins Mikrofon, dass sich der BFC Dynamo „klar von euch distanziert!“ Da gab es Pfiffe auf der Tribüne – aber auch viel Applaus.

Zum Pokalfinale gegen Herthas Amateure hat Yesilyurt den BFC und seine Fans schon mal eingeladen, „aber nur wenn sie dann Fleisch mitbringen“, sagte Manager Ilkyaz.

André Görke

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