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Berlin: Dustin Hoffman war der Partykönig

Wurzeln schlagen verboten: Die Prominenz reiste in der längsten Nacht der Berlinale von Fete zu Fete

Es war die längste Nacht der Berlinale: Mehrere Premierenfeiern mit HollywoodSchauspielern und deutschen Filmgrößen , dazu gleichzeitig VIP-Partys am Potsdamer Platz und im Club 90 Grad in Schöneberg. Tagesspiegel-Reporter haben notiert, wer sich wo und wann blicken ließ. Partyhopping war das Motto der Nacht, und der Meister darin war – Dustin Hoffman.

22 Uhr. Restaurant Felix, „Adaption“-Party. Ipomea purpurea, die Trichter- oder auch Prunkwinde. Auszusäen von Ende März bis Ami, drei bis fünf Samenkörnchen je Blumentopf. Später mit Ballen umzusetzen in tiefgegrabener, guter Gartenerde. Also wohl eher nichts für die Berlin-Brandenburger Streusandbüchse. Und doch eine hübsche Idee, auf den Tischen im „Felix“ zur „Adaption“-Party Samentütchen auszulegen, dazu jede Menge Orchideenblüten, denn die sind doch der blühende Mittelpunkt des Films. Erstaunlich auch, was man aus einer simplen Wassermelone so alles schnitzen kann zur Dekoration der Bartresen im oberen Stock des „Felix“.

Die angeblich nur 250 Gäste – aber waren es wirklich so wenige?–durften das Lokal im Adlon-Palais einweihen und bewiesen dabei Sitzfleisch. Wer etwas zu spät kam, hatte das Nachsehen und stand. Nicolas Cage natürlich nicht, der sich im VIP-Bereich hinter roter Kordel platzierte. Auch nicht Isa Gräfin von Hardenberg, die Borers oder Walter und Barbara Scheel. Die beiden feierten zugleich in den 16. Hochzeitstag hinein, der DJ hatte um Mitternacht eigens Dean Martins „Everybody loves somebody sometimes“ aufgelegt. Veronica Ferres war auch da, dazu Partygirl Ariane Sommer, die Artur Brauner bei Laune hielt, sodann Cherno Jobatey und Ulla Klingbeil. Hut ab, der Abend fängt gut an. ac

23.55 Uhr, Café Josty, Medientreff. Wurzeln zeigen. Das ist auch bei der Berlinale erlaubt. Wo alles um die Hollywood-Sterne kreist, wirkt das sogar besonders gut. Festival-Chef Dieter Kosslick hatte zusammen mit Regina Ziegler, die mit dem Kinderfilm „Der zehnte Sommer“ auf dem Festival vertreten ist und dem in Köln und Barcelona ansässigen Netzwerker Manfred Schmidt zum Berlinale-Medientreff ins Café Josty auf den Potsdamer Platz geladen. Als Wolfgang Clement um fünf vor zwölf auftauchte, waren Alfred Biolek, Claudia Roth, Guido Westerwelle, Alice Schwarzer und andere mit Bindungen an das Vorzeige-Bundesland in Sachen Film schon da, die nordrhein-westfälische Vergangenheit lässt schön grüßen. Aber auch andere Regionen waren gut vertreten. Die fließend deutsch sprechende Leiterin des Shanghai Film-Festivals Ankie Lau unterhielt sich so lebhaft wie Hans-Olaf Henkel, Anne Will, Florian Langenscheidt oder Jette Joop. Mit im Gastgeber-Team war auch das VW-Luxus-Label Phaeton. Die Limousinen sind rund um den Potsdamer Platz zwecks Star-Transports derzeit besonders reichlich vertreten. So nett und unterhaltsam ein Empfang auch sein mag, alle kommen sie irgendwoher und wollen, egal wie spät es ist, noch irgendwo hin. Wurzeln schlagen streng verboten. Bi

0.00 Uhr, Backfabrik, „Solaris“-Feier. VIP-Bereich? Wozu denn? Den gab es im Keller der Backfabrik auch, und George Clooney hatte sich nach der Ankunft auf der „Solaris“-Feier gleich dorthin zurückgezogen. Eine Stunde soll er geblieben sein, dann schmerzten angeblich die Füße, und es zog ihn ins Hotel. Kurzes heftiges Blitzlichtgewitter um Natascha McElhone, lang anhaltendes Gedränge unter den Gästen. Exklusivität ist eben relativ. Später dann kam auch noch Dustin Hoffman, wurde gleich in den VIP-Bereich gebeten, wohin er aber nicht wollte. VIP-Bereich?Wozu denn? Da kann man ja nicht tanzen. Wer vor Hoffmans Auftritt bereits müde den Rückzug angetreten hatte, musste sich mit einem Woody-Allen-Zitat trösten: „Ohne meine acht Stunden Schlaf bin ich ein klinischer Fall.“ac

1 Uhr, Volksbühne, Poem-Premiere. Es war vermutlich der erste nicht ironisch gemeinte rote Teppich der Volksbühne, der da die Stufen emporlag. Es war auch ein schmaler – eher so ein rotes Handtuch – aber mit Kordeln an der Seite. Vorne bremsten Karossen und hinter den schmalen Klapptüren verschwanden ein paar Größen vom Film. Ob der Brezelverkäufer wegen dieses Volksbühnen-untypischen Anblicks immer wieder kurz wie irre lachte, während er seine Brezeln anpries, konnte nicht geklärt werden. Klar ist jedoch, dass Hannelore Elsner, Jürgen Vogel und Meret Becker hier zur Premiere von „Poem“ wollten, einem Film, der versucht, zu Gedichten Bilder zu finden. Ein Dichterfürst hielt dies für kaum gelungen. Die anderen warteten auf das Catering, während die Musik schon mal ihr Bestes tat. Der Regisseur Ralf Schmerberg kommt nicht aus dem Umarmen heraus. Smudo von den Fanta Vier behält zu allem die Mütze auf und Rezzo Schlauch durchmisst in großen Schritten das Foyer. Die ersten tanzen, schnell enthemmt. Vielleicht sollte man viel eher zu diesen Bildern ein Gedicht finden. ded

1.30 Uhr, Club 90 Grad, Promi-Party. Klofrau müsste man sein! Die im 90 Grad in der Schöneberger Dennewitzstraße strahlte in der Nacht zu Sonntag immer noch. Das kam wahrscheinlich, weil sie einen Abend zuvor ziemlich offensiv von keinem Geringeren als George Clooney abgeknutscht worden war. Der ließ sich jetzt zwar nicht auf der Berlinale-Party des Hamburger Bunny-Experten Ammer blicken – wohl aber Dustin Hoffman, der gegen halb zwei auftauchte und sofort in den VIP-Bereich abgeführt wurde. Immer noch frisch und munter – er hatte ja schon ein strammes Nachtprogramm hinter sich – wagte er am frühen Morgen eine Expedition ins sorgsam abgesperrte Reich der Nicht-VIPS. Auch da: Der Boxer Wladimir Klitschko mit seinem Leibwächter (noch größer, noch breiter) sowie diverse Stars aus deutschen Vorabend-Serien, die den Champagner gleich flaschenweise kommen ließen. Selten war das 90 Grad – über das viele in letzter Zeit sagen, es sei irgendwie abgehalftert – so überfüllt. So lange die Stars noch hingefahren werden, muss man sich um die Zukunft des Clubs nicht sorgen. oom

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