Ehemann gesteht vor Gericht: Ukrainerin in Berliner Unterkunft für Geflüchtete erstochen
Vor den Augen ihrer zwei Kinder soll der 51-Jährige seine Frau erstochen haben. Das Paar soll sich über Geld aus der Haushaltskasse gestritten haben.
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Sie floh mit ihren beiden Töchtern vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine und kam schließlich nach Berlin. Doch drei Monate später endete ein Streit mit ihrem Ehemann tödlich. „Es ging um ein wenig Geld für mich“, gestand Edisher J. am Dienstag vor dem Landgericht. Er hat seine 44 Jahre alte Frau erstochen – vor den Augen der Kinder. „Ich bereue zutiefst“, erklärte der 51-Jährige. Olena J. sei seine Jugendliebe gewesen.
Edisher J. ist Georgier. Er und die Ukrainerin Olena J. hatten 2014 geheiratet. Die Frau brachte eine Tochter aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe. 2016 wurde eine gemeinsame Tochter geboren. Olena J. sei Kindergärtnerin gewesen.
„In der Ukraine hatten wir ein gutes Leben, ich arbeitet als Kraftfahrer, habe gutes Geld verdient und die Familie versorgt“, hieß es nun in einer verlesenen Erklärung des Angeklagten. Über acht Jahre seien sie glücklich verheiratet gewesen. Bis ihre Heimatstadt Charkiw angegriffen wurde. „Als wir aber nach Berlin kamen, war sie wie ausgewechselt.“ Sie habe das Geld verwaltet. Er habe fragen, „förmlich betteln“, müssen, wenn er Zigaretten oder eine andere Kleinigkeit kaufen wollte, so der Mann.
Nun muss er sich wegen Totschlags verantworten. Es geschah am 1. Oktober 2022 in einer Unterkunft für Geflüchtete in Alt-Hohenschönhausen. Gegen 11.30 Uhr gab es mal wieder Streit. Es sei um das gemeinsame Haushaltsgeld gegangen, heißt es in der Anklage. Die Töchter, damals 17 und sechs Jahre alt, seien anwesend gewesen, als ihre Mutter attackiert wurde.
Er soll seine Frau erst auf sein Bett gestoßen und mit einer Hand am Hals gepackt haben. Dann habe er ein Messer aus der Küche geholt und einmal in Richtung des Herzens der 44-Jährigen gestochen haben. Sie starb noch am Tatort. Die Kinder seien in zunächst in die Obhut des Jugendamtes gekommen, hieß es.
Über Warschau war die Familie nach Deutschland gekommen. „In Berlin wollte ich wieder als Lastwagenfahrer arbeiten“, so der Angeklagte. Es gelang nicht so einfach. Sie bekamen Leistungen vom Jobcenter. „Alle Zahlungen gingen auf Olenas Konto.“ Als ukrainische Staatsbürgerin habe sie ohne weitere Prüfungen ein Girokonto erhalten.
Vor der Flucht soll der Mann das Geld verwaltet haben. Die geänderte Situation habe ihn gedemütigt, gekränkt, so J. „Das alles frustrierte mich, hinzu kamen die engen Lebensverhältnisse“. An den Stich allerdings könne er sich nicht erinnern – „eine Art Blackout“. Der Prozess geht Dienstag weiter.
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