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Vorsicht, Eichhörnchen kreuzt. Das neue Seil hängt neun Meter über der Straße.

© dpa

Eichhörnchenbrücke in Köpenick eingeweiht: Balanceakt über dem Verkehr

Eichhörnchen setzen sich beim Überqueren viel befahrener Straßen großer Gefahr aus. Tierschützer helfen nun mit alternativen Übergängen. Über den Müggelseedamm wurde Berlins erste Eichhörnchenbrücke gespannt.

Die ersten Eichhörnchen werden den Balanceakt bald wagen, da sind sich die Tierschützer ganz sicher. Und sollte einem der flinken Kletterer die Sache anfangs noch unheimlich erscheinen, so wird er spätestens der massiven Verlockung von Zirbelnüssen, Erdnüssen und Sonnenblumenkernen erliegen. Diese Spezialmischung liegt in den Futterautomaten, die an Baumstämmen gleich neben der neuen Eichhörnchenbrücke am Müggelseedamm angebracht sind. Die Brücke selbst wurde am Freitagmorgen in vier Stunden von Helfern der „Aktion Tier“ installiert. Sie besteht aus einem Seil in neun Metern Höhe, das von Baum zu Baum über die Fahrbahn gespannt wurde. Daran sollen die Hörnchen sicher über beide Fahrspuren klettern, die ihnen in der Vergangenheit oft zum Verhängnis wurden.

Denn die Baumwipfel sind am Müggelseedamm für einen kühnen Sprung über die Straße zu weit voneinander entfernt. Also mussten die Tiere über den Asphalt rennen. Grund genug für einen gemeinsamen Kraftakt: Das Grünflächenamt Köpenick stellte kostenlos eine Hebebühne bereit. Der Verein zahlte aus eigener Kasse 500 Euro für ein wetterfestes, stabiles Kunststoffseil. Querstreben in die umliegenden Bäume sichern dieses mehrfach ab. Und die Futterautomaten sollen die erste Scheu nehmen. Versuche in England hätten gezeigt, dass es meist nur wenige Tage dauere, bis sich die Nager an die Brücken gewöhnt haben, sagt Biologin Ursula Bauer von „aktion tier“. Danach werde man die Automaten rasch wieder entfernen, weil andernfalls Waschbären angelockt würden. Die Bären finden die Nussmischung gleichfalls lecker.

Sobald die ersten Hörnchen übers Seil balancieren, will der Verein Kameras in den Bäumen montieren und die Auslastung dokumentieren. Sollte das Projekt erfolgreich sein, plant „Aktion Tier“ bereits weitere Eichhörnchenbrücken in Berlin. In Deutschland gibt es schon ein Erfolgsbeispiel. Seit Ende 2012 turnen Eichhörnchen im ostwestfälischen Vlotho über ein Seil. Derk Ehlert, Wildreferent des Senats, hat zwanzig Hinweise auf weitere gefährliche Übergangsstellen in der Stadt erhalten. Ganz oben auf der Liste steht die Heerstraße in Spandau. „Aktion Tier“ hofft nun auf die Mithilfe der Bevölkerung: Durch Spenden oder hilfreiche Hinweise, an welchen Straßen in Berlin für Eichhörnchen gleichfalls Gefahren drohen.

Jennifer Hinz

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