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6 Euro für einen Döner - in diesem Imbiss in Prenzlauer Berg ist das aber schon das Angebot mit mehr Fleisch.

© Fabian Sommer/dpa

„Ein Döner müsste 7,30 Euro kosten“: Die Inflation macht auch vor dem Berliner Kult-Essen nicht halt

Der Döner ist typisch Berlin. Hier war er lange Zeit günstiger als anderswo. Doch die Preise schnellen nach oben. Imbissbetreiber kämpfen mit steigenden Kosten.

Ob Pommes, Döner oder Burger - auch an Imbissbuden wird das Leben teurer. Fünf Euro für einen Döner sind inzwischen selbst in Berlin keine Seltenheit, Imbissketten erhöhen ihre Preise. Speisen oder Getränke zum Mitnehmen, der Verzehr in Fastfood-Restaurants - das war nach Daten des Statistischen Bundesamts im März rund sechs Prozent teurer als vor einem Jahr. Die Kosten laufen den Betrieben dennoch davon, heißt es in der Dönerbranche. Burgerketten und Gastronomen geht es kaum besser.

Die Inflation macht auch vor dem Berliner Kult-Essen schlechthin [mehr zu seiner Geschichte bei Tagesspiegel Plus] nicht halt: „Ein Döner müsste eigentlich 7,30 Euro kosten“, sagte Gürsel Ülber, der Vorstandsvorsitzende des Vereins türkischer Dönerhersteller in Europa, der Deutschen Presse-Agentur.

Für die Teigtasche mit Soße, Salat und Fleisch waren in der Hauptstadt für lange Zeit Preise um 3,50 Euro üblich. Nun seien es zwischen fünf und sechs Euro - ein Niveau, das Kunden in Bayern und Baden-Württemberg schon kannten, wie Ülber erklärte. Er rechnet mit weiteren Preiserhöhungen.

Remzi Kaplan, einer der größten Dönerhersteller, der deutschlandweit 1500 Kunden mit seinen Spießen beliefert, erwartet eine ähnliche Entwicklung - aber sieht auch Grenzen. "Um die sechs Euro wäre ein vernünftiger Preis, der sich auch für Imbissbetreiber rechnet", sagte Kaplan im Tagesspiegel-Interview (T+). "Mehr wäre für Berliner Endverbraucher mit kleiner Kaufkraft enttäuschend – da sollten sich die Betreiber zurückhalten."

Preistreiber sind Strom und Gas - aber auch das Fleisch

Bundesweit treffen die Imbissbranche die steigenden Preise für Energie und Lebensmittel. „Energiekosten wie bei Strom und Erdgas sind ein großer Preistreiber, bei anderen Rohstoffen wie zum Beispiel Rindfleisch fiel der Preisanstieg um 50 Prozent teilweise sogar noch stärker aus“, heißt es beim Bundesverband der Systemgastronomie, der Ketten wie Burger King und Nordsee vertritt. Getreide, Mehl, Gemüse - für alles müssen die Unternehmen mehr bezahlen.

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„Aufgrund langfristiger Vertragsbeziehungen können einige der Preissteigerungen abgefedert werden“, erklärte Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin des Verbands. „Die derzeitige Preisentwicklung erfordert es aber dennoch, die Preise der einzelnen Produkte genau zu überprüfen.“ Belegante sprach sich dafür aus, die Mehrwertsteuersenkung auf Speisen zu entfristen und auch Getränke zu begünstigen.

Pommes frites gibt's, doch kaum Pflanzenöl

Zwar gibt es noch überall Pommes frites, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband in Bayern hervorhebt. Aber die Gastwirte hätten zunehmend Schwierigkeiten, an Pflanzenöl zu kommen. „Die Preise sind immens gestiegen“, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert.

Touristenmagnet: Mustafa·s Gemüse Kebab am Kreuzberger Mehringdamm ist aus Reiseführern bekannt. Die Schlange ist lang - dabei gibt's nebenan ähnliche Speisen.
Touristenmagnet: Mustafa·s Gemüse Kebab am Kreuzberger Mehringdamm ist aus Reiseführern bekannt. Die Schlange ist lang - dabei gibt's nebenan ähnliche Speisen.

© Fabian Sommer/dpa

Knapp zwei Drittel der Betriebe im Freistaat klagten nach einer Umfrage aus der vergangenen Woche über Lieferengpässe. Fast immer betrafen diese Pflanzenöl, in jedem zweiten Fall auch Mehl. „Dass nach der Pandemie sowas kommt - damit konnte keiner rechnen“, sagte Geppert. Die Betriebe müssten ihre Preise entsprechend kalkulieren.

Mehr zur Inflation bei Tagesspiegel Plus:

Dönerproduzent Ülber sagte: „Es ist wegen der Konkurrenz schwer, die Preise vollständig weiterzugeben.“ Er zahle bei den Schlachthöfen und Zerlegebetrieben deutlich mehr. Wenn er seine Spieße entsprechend teurer an die Imbisse verkaufe, versorgten diese sich aber möglicherweise lieber bei anderen Anbietern.

„Seit etwa sechs Monaten ist die Lage sehr schwierig“, beschrieb Ülber die Situation der Branche. Viele Betriebe machten keinen Gewinn mehr. Ülber hält es für möglich, dass schon in zwei bis drei Monaten die ersten Döner-Imbisse aufgeben müssen. Für die übrigen stiegen dann spätestens im Herbst die Kosten weiter - wegen der Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro pro Stunde. (Tsp, dpa)

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