zum Hauptinhalt

Bäumchen, wechsel dich: Entscheidung im Streit um Gendarmenmarkt-Bepflanzung

Fällen oder erhalten? Der Senat entwickelte vier Varianten zur Neugestaltung des Gendarmenmarkts mit viel, wenig und ganz ohne Ahorn. Am Dienstagabend soll darüber abgestimmt werden.

Schönster Platz Berlins, wenn nicht sogar Europas, architektonisches Schmuckkästchen der Hauptstadt, würdiges Erbe des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel – der Gendarmenmarkt hört jeden Tag viele solcher Attribute. Nach der Wende wurde der Platz zur Kulisse für vielerlei Veranstaltungen, „all diese Nutzungen hinterlassen Gebrauchsspuren, die nicht nur schmücken“, sagt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, und so wird seit über einem Jahr über eine Frage nachgedacht: Wie soll der Berliner Gendarmenmarkt in Zukunft aussehen?

Der Senat möchte das Pflaster komplett erneuern, weil ein Gutachten sagt, dass dies nötig sei, was Fachleute hingegen bezweifeln. Ein Sturm der Entrüstung fegte letzten Sommer rund um das Schillerdenkmal auf der Mitte des Platzes, als bekannt wurde, dass zur Planung von Senat und Bezirk auch das Abholzen der 140 gesunden Kugelahornbäume an der Nordseite gehört – angeblich sei die Sicht auf den Französischen Dom versperrt. Eine Bürgerinitiative sammelte 23 000 Unterschriften gegen diese Aktion.

Der Senat entwickelte vier Varianten zur Neugestaltung des Platzes mit viel, wenig und ganz ohne Ahorn und wollte diese am Dienstagabend im Großen Saal des Konzerthauses zur Diskussion stellen. In einer öffentlichen Abstimmung sollte dann am Abend über die Zukunft der Kugelahornbäume entschieden werden. „Die Berliner können auf dem Bürgerforum selbst über die Zukunft der Bäume entscheiden“, sagte Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Abstimmen dürfe jeder, der um 19.30 Uhr zum Beethovensaal komme, also auch Touristen, Jugendliche und Kinder. „Eine solche Abstimmung ist für Berlin beispiellos.“ Sie finde auf keinerlei Rechtsgrundlage statt und sei eine freiwillige Aktion der Behörden.

Die vier Vorschläge reichen von der Fällung aller Bäume über die Entfernung eines Teils bis hin zur Erhaltung aller Bäume. Die Behörden würden sich an das Ergebnis der Abstimmung halten, versicherte Rohland. Den Angaben zufolge sind über 3000 Stimmkarten gedruckt worden. Die Arbeiten am Gendarmenmarkt könnten dann ab 2012 beginnen, die Kosten der verschiedenen Varianten stehen noch nicht fest. Die Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an. Lothar Heinke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false