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Polizeieinsatz in der Habersaathstraße. (Archivbild)

© Madlen Haarbach

Update

Umkämpftes Haus in Berliner Habersaathstraße: Maurer mit Farbbeuteln beworfen – Reizgasattacke gegen Sicherheitsleute

Der Streit um den umkämpften Wohnblock in Mitte spitzt sich weiter zu. Am Montag und Dienstag musste die Polizei erneut zu dem Gebäudekomplex ausrücken.

Stand:

Rund eine Woche nach der Räumung eines teils besetzten Wohnhauses in Berlin-Mitte kommt es wegen diverser Vorfälle weiter zu Polizeieinsätzen in der Habersaathstraße. Am Dienstagmorgen wurden Farbbeutel auf Beschäftigte eines Maurerunternehmens geworfen, das der Hauseigentümer beauftragt hatte, wie die Polizei auf Anfrage mitteilte. Zuvor hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet. 

Bereits am Montagabend sollen Unbekannte in den Keller des Gebäudekomplexes eingedrungen sein und zwei Sicherheitsmitarbeiter attackiert haben, teilte die Behörde am Dienstag zudem mit.

Demnach hatten die 23 und 32 Jahre alten Männer am Nachmittag bemerkt, dass Unbekannte offenbar versucht hatten, sich vom Treppenhaus aus mit Werkzeugen über eine zugeschweißte Metalltür Zugang zum Keller zu verschaffen. Daraufhin hätten die Sicherheitsmitarbeiter die Tür verbarrikadiert, teilte die Polizei mit.

Bei einem abendlichen Kontrollgang bemerkten die Männer, dass die Barrikade entfernt und die Tür aufgebogen worden war. Durch den Türspalt sollen Unbekannte die Sicherheitsmitarbeiter mit Reizgas besprüht haben. Beide erlitten Atemwegs- und Augenreizungen, mussten aber nicht ärztlich versorgt werden.

Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung, des Hausfriedensbruchs und der Sachbeschädigung übernommen.

Um den weitgehend leerstehenden Wohnblock in der Habersaathstraße 40-48 schwelt seit mehreren Jahren ein Streit. Das Bezirksamt Mitte hatte in diesem Jahr eine Abrissgenehmigung erteilt. Im Gegenzug verpflichtete sich die Eigentümerfirma nach Angaben des Bezirks, Ersatzwohnungen zu schaffen zu einem Mietpreis, der von einem durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmerhaushalt finanziert werden könne. Die Eigentümerfirma will nach bisherigen Angaben auf dem Gelände einen Neubau errichten.

Dem entgegen stehen einerseits fünf Parteien mit alten Mietverträgen, die ihre Wohnungen nicht herausgeben wollen. In vielen weiteren der mehr als 100 Wohnungen leben zudem ehemalige Obdachlose: 2020 und 2021 war das Haus zweimal kurzzeitig besetzt worden. 

In der Hausnummer 46 befindet sich eine Art autonomes Hausprojekt: Hier leben in den oberen drei Etagen Frauen und queere Personen aus der linken Szene. In einem im westlichen Teil des Hauses untergebrachten Hotel leben ukrainische Geflüchtete.

Kurz vor Ablauf der Abrissgenehmigung scheint der Investor nun vermehrt Druck ausüben zu wollen. Am Montagnachmittag wurde bekannt, dass die Trinkwasserversorgung abgestellt wurde. Außerdem wird im Haus zum Monatsende die Wärmeversorgung gekappt. Der Bezirk erwägt mittlerweile, das Gebäude unter Zwangsverwaltung zu stellen.

Vergangenen Montag sollten zwölf Räumungsbeschlüsse für Wohnungen im Hauseingang 48 vollstreckt werden. Bis auf eine Wohnung standen die übrigen bereits leer. Einige der Wohnungen wurden zugemauert, offenbar, um eine erneute Besetzung zu verhindern.

Parallel demolierten Sicherheitsdienste bereits mehrfach Wohnungen, bedrohten Mieter und versuchten, die Wohnungen illegal zu räumen – offenbar im Auftrag der Eigentümerin.

Die Räumung des Hauses war von einem Großeinsatz der Polizei begleitet worden. Rund 130 Polizistinnen und Polizisten leisteten Amtshilfe und unterstützten den Gerichtsvollzieher bei der Vollstreckung der Räumung. Dabei wurden 14 Beamte laut Polizei verletzt, als sie mit Pyrotechnik und Reizgas angegriffen wurden. (Tsp, dpa)

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