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Berlin: Express-S-Bahn ins Umland

Planer schlagen neues System vor, das nur einen geringen Aufwand erfordert

Mit einem geringen Investitionsaufwand könnte das Umland auf der Schiene besser mit dem Stadtzentrum verbunden werden als heute. Die Fahrtzeit würde sich nach dem Konzept der beiden an der Technischen Universität in Berlin ausgebildeten Ingenieure Mikko Gumprecht und Fabian Walf erheblich verkürzen. Und der mit hohem Investitionsaufwand gebaute Nord-Süd-Tunnel unter der Innenstadt mit dem neuen Hauptbahnhof würde besser ausgelastet. Ihre Pläne haben die beiden Ingenieure jetzt zum ersten Mal der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft vorgestellt.

Unter der neuen Bezeichnung SX, was für Express-S-Bahn steht, soll ein neues S-Bahn-System geschaffen werden. Anders als bei der Berliner S-Bahn, die mit Gleichstrom fährt, den sie aus einer Stromschiene neben dem Gleis bezieht, soll die SX-Bahn ihre Energie – wie bei der Bahn üblich – aus einer Oberleitung erhalten. Die Züge könnten dann auf den vorhandenen Gleisen der Fern- und Regionalbahn fahren. Werden für die herkömmliche S-Bahn Strecken verlängert, müssen dagegen zumeist Extra-Gleise gebaut werden, weil sich der Wechselstrom aus der Oberleitung und der Gleichstrom aus der Stromschiene nicht „vertragen“.

Für die SX-Bahn schlagen Gumprecht und Walf die Strecken Nauen – Wünsdorf-Waldstadt sowie Eberswalde – Ludwigsfelde vor. In der Vergangenheit gab es bereits Überlegungen, die klassische S-Bahn bis Eberswalde zu verlängern. Dies wäre jedoch sehr teuer geworden.Während die Züge im Umland wie die klassische S-Bahn an jedem Bahnhof halten würden, sollen sie in Berlin nur auf den großen Umsteigestationen stoppen – in Spandau, Jungfernheide, Gesundbrunnen, Hauptbahnhof-Lehrter Bahnhof, Potsdamer Platz und Papestraße. Neu soll nur ein Bahnhof an der Buckower Chaussee entstehen. Dazu muss die Dresdner Bahn durch Lichtenrade wieder aufgebaut werden, wofür es derzeit keinen Termin – und kein Geld – gibt.

Auf beiden Strecken sollen die SX-Züge im Abstand von 20 Minuten fahren. Im Nord-Süd-Tunnel gäbe es einen Zehn-Minuten-Takt. Weiterhin verkehren würden die Regional-Express-Züge, die sowohl in Berlin als auch in Brandenburg nur an wichtigen Bahnhöfen halten.

Da die SX-Bahn nach diesem Konzept zum großen Teil vorhandene Regionalbahnen ersetzt, müssten nur wenige zusätzliche Züge angeschafft werden – das könne Kosten senken, haben die beiden Ingenieure ausgerechnet. Und einen passenden Zug haben sie auch schon ausgesucht – eine Neuentwicklung des Schweizer Unternehmens Stadler, „Flirt“ genannt. Der spurtstarke Zug könnte in Pankow produziert werden, wo Stadler ebenfalls ein Werk hat.

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