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Berlin: Falscher Prophet festgenommen

„Reverend Billy“ und protestierende Studenten stürmten Laden

Eben stand er noch wild gestikulierend auf einer Bank und donnerte gegen die multinationalen Konzerne, doch nun wird Reverend Billy abgeführt. Er ist vorläufig festgenommen – wegen Hausfriedensbruchs.

Der „Reverend“ heisst eigentlich Bill Talen und parodiert mit seiner Rolle die scheinheiligen amerikanischen Fernsehprediger. In New York schimpft er in Einkaufszentren so lange auf die Globalisierung, bis die Polizei ihn abführt. Gestern abend klappte es in Berlin.

„Nehmt ihnen den Potsdamer Platz weg, lasst grünen Rasen wieder wachsen!“ fortert Reverend Billy. Die Haare stehen wild nach oben, er trägt einen weissen Anzug und einen Priester-Kragen. Und hundert Studenten in den Potsdamer-Platz-Arkaden rufen mit ihm: „No Peace, no Justice!“ und machen einen Heidenlärm mit Pfeifen und Nebelhörnern.

Der falsche Prophet kann sich kaum Gehör verschaffen, so frenetisch ist der Jubel. Kurzerhand betritt er eine Filiale von „Eddie Bauer“ und steigt auf die Laden-Theke. Die Horde folgt ihm und antwortet: „Amen!“ und „Oh Lord!“ Dann sperren behelmte Polizisten den Laden ab. „Schützt den Reverend!“ ruft die Menge.

Der Prediger zieht weiter, aus den Arkaden hinaus zum „Star Bucks“-Café. Dort wird der Lärm selbst ihm zu viel: Er ist blass und schwitzt. „Ich muss jetzt in mich gehen“, ruft er heiser. „Amen!“

Am Abend ließ die Polizei Bill Talen nach kurzer Zeit wieder frei. ses

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