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Von Tag zu Tag: Fassungslos

Christian van Lessen erinnert sich an die erste Großbaustelle der Stadt

Wie lange ist das her, dass die „neue“ Friedrichstraße mit ihren großen Geschäftsbauten entstand? Wie lange, dass wir dort an riesigen Baugruben harrten und der Gendarmenmarkt, weil so nackt drumrum, von fast überall sichtbar war? Wie lange ist es her, dass wir danach die noch viel größeren, europaweit umfangreichsten Baustellen am Potsdamer Platz bestaunten; die unfassbaren Grundwasser-Seen mitten in der Stadt betrachteten oder den Tanz der Kräne? Oder dann – das Wachsen des Parlaments- und Regierungsviertels, den Umbau des Reichstags erlebten, während unterm Tiergarten Röhren für Autos und Bahnen gegraben wurden? Eine gewaltige, nie fertige Baustelle zu sein – das gehörte fortan zum Mythos Berlin. Wie lange ist es her, dass wir den heutigen Hauptbahnhof nur als große Baugrube kannten? Das Zeitgefühl scheint mit dem Ende der Baustellen verloren zu gehen. Die Friedrichstraße wirkt jetzt schon wie vor Ewigkeiten erbaut. Und doch ist es wirklich erst ein Jahrzehnt her, dass ihr neue Häuser Fassung gegeben haben. Fassungslos darf man darüber schon sein.

Christian van Lessen

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