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Polizisten führen einen Mann in Handschellen ab (Symbolbild).

© dpa/Monika Skolimowska

Update

Razzia zu „Firmenbestattungen“ in Berlin: Neun Durchsuchungen und eine Festnahme wegen Insolvenzverschleppung

Die Berliner Polizei durchsucht am Dienstag mehrere Objekte und vollstreckt einen Haftbefehl. Es geht um „Bestattungen“ von Firmen, die Insolvenzverfahren entgehen wollen.

Stand:

Wegen Insolvenzverschleppungen und der Beihilfe zu Bankrotttaten hat die Berliner Polizei neun Objekte in der Hauptstadt durchsucht und einen Hauptverdächtigen in Buckow festgenommen. Das teilte die Behörde mit. Die Durchsuchungen am Dienstag waren demnach Teil einer Verbundsaktion in verschiedenen Bundesländern, bei der insgesamt 29 Objekte durchsucht wurden.

Rund 55 Einsatzkräfte der Berliner Polizei waren demnach beteiligt. Die Durchsuchungen erfolgten an drei Geschäftsadressen und sechs Wohnanschriften in den Bezirken Neukölln, Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Tagesspiegel-Anfrage mitteilte. Die Ermittler beschlagnahmten Datenträger und Geschäftsunterlagen, die in der Folge ausgewertet werden sollen.

Es geht um sogenannte „Firmenbestattungen“: Wenn ein Unternehmen oder eine Gesellschaft kurz davor steht, Insolvenz anmelden zu müssen, werden die gesamten Firmenanteile an Strohmänner verkauft. So können die Geschäftsführer der Firmen die „Altlasten“ loswerden, die zu einem Insolvenzverfahren geführt hätten.

Ziel der „Bestattungen“ ist es meistens, den Ruf der Geschäftsführer vor Schaden durch eine Insolvenz zu schützen, Gläubiger abzuschütteln oder Geld aus dem Unternehmen abzuziehen.

Beschuldigter soll Netzwerk von Strohmännern gesteuert haben

In dem Fall, dem die Berliner Polizei nun nachgegangen ist, soll der 61-jährige Hauptbeschuldigte Anfragen von Geschäftsführern und Gesellschaftern entgegengenommen haben, die sich ebendieser „Altlasten“ entledigen wollten. Ein Netzwerk von Strohmännern soll die eingehende Post der Firmen angenommen und den Anschein erweckt haben, der Betrieb laufe wie gewohnt weiter. Dabei soll es sich meist um Scheinanschriften gehandelt haben, wie die Polizei mitteilte.

Mehr als 400 Firmen soll der Hauptbeschuldigte seit dem Jahr 2022 auf diese Weise „bestattet“ haben – im Gegenzug für Geldzahlungen durch seine Auftraggeber. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor bereits einen Haftbefehl gegen den Mann erwirkt, der nun vollstreckt wurde. Er sitzt in Untersuchungshaft. Ein mutmaßlicher Komplize, der die meist polnischen Strohmänner angeheuert haben soll, wurde in Frankfurt am Main festgenommen.

Gegen einige der Notare, die die Übertragungen der Firmenanteile beglaubigten, wird ebenfalls ermittelt. Gegen sie besteht der Verdacht der Beihilfe zu Insolvenz- und Bankrottdelikten, der Bestechlichkeit und der Gebührenüberhöhung.

Das LKA Berlin und die Staatsanwaltschaft ermitteln in dem Fall bereits seit Februar 2025, wie die Behörden mitteilten. Bundesweit wird gegen 20 Personen im Alter von 40 bis 73 Jahren ermittelt.

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