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Berlin: Forschungseinrichtung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) am Kleinen Wannsee kann nicht verkauft werden

Die Villa in malerischer Lage ist eine Morgengabe. Knapp zehn Millionen Mark ließ es sich der verblichene rot-grüne Senat seinerzeit kosten, die Berliner Olympia-Bewerbung mit einer Olympia-Immobilie zu schmücken.

Die Villa in malerischer Lage ist eine Morgengabe. Knapp zehn Millionen Mark ließ es sich der verblichene rot-grüne Senat seinerzeit kosten, die Berliner Olympia-Bewerbung mit einer Olympia-Immobilie zu schmücken. Gegen die Konkurrenz von fünf anderen Städten, vor allem Köln, holte die Stadt Anfang der 90er Jahre das Deutsche Olympische Institut nach Berlin, spendierte ihm Haus und Grundstück am Kleinen Wannsee 6a, steckte noch einmal dreieinhalb Millionen in die Renovierung - und schaut nun zunehmend ratlos auf die Tatsache, dass das millionenschwere Landeseigentum mit See-Blick blockiert ist. Trotz der schreienden Not der Landeskasse kann das Grundstück nicht versilbert werden. Das Institut, Forschungseinrichtung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), hat einen unbefristeten, unentgeltlichen Nutzungsvertrag. Seit Jahren sucht der Senat ein Ersatzgrundstück. Gefunden hat er nichts.

Als der Bund der Steuerzahler die Berliner Großzügigkeit zugunsten des NOK kürzlich kritisierte, hat er nur in eine seit langem schwärende Wunde gestochen. Das Grundstück ist vermutlich längst ein Vielfaches der zehn Millionen wert, die der Senat damals bezahlt hat. Da die Olympischen Forscher sich aber darauf berufen können, dass der Senat sie selber nach Berlin gelockt hat, wollen sie nicht ohne "adäquates" Ersatzgrundstück von der wertvollen Wannsee-Scholle weichen. "Wir haben aber nichts gefunden", sagt der Sportchef der Schulverwaltung, Jürgen Kießling.

Die Sache wird nicht einfacher dadurch, dass auch die Sportfunktionäre sich wegen der Kosten für das Institut - bei dem lange gerätselt wurde, was es eigentlich macht - in den Haaren liegen. 290 000 der jährlich 750 000 Mark Betriebskosten zahlt das Land Berlin. Den Rest trägt das NOK. Da die 290 000 Mark aber von der Berliner Sportförderung abgezogen werden, hat der Landessportbund schon vor Jahren dagegen opponiert. Er schlug dem Senat vor, das Geld lieber für die Jugendarbeit zu verwenden - eine Art Kampfansage an das NOK.

Wenig später konnte NOK-Präsident Walther Tröger sich aber fröhlich darauf berufen, dass der Senat zu seiner alten Finanzierungszusage stehe und den Olympischen Forschern und Archivaren weiter finanziell unter die Arme greift. Alle Vorschläge des Landessportbunds, das teure Institut zur Führungsakademie Berlin des Deutschen Sportbundes am Priesterweg in Schöneberg oder auf das Gelände des Olympiastadions umziehen zu lassen, waren angeblich nicht zu verwirklichen.

Gegen einen Wechsel zum Olympiastadion wehre sich allerdings niemand, sagt Instituts-Verwaltungsleiter Dieter Krickow, "aber es gibt keine genauen Angebote, weil niemand weiß, was aus dem Olympia-Gelände eigentlich wird". Das NOK werde jedem "halbwegs adäquaten Ersatz zustimmen". So fängt alles wieder von vorn an. Nur eines will Krickow nicht auf sich sitzen lassen - die goldenen Wasserhähne, die der Steuerzahler-Bund entdeckt hat. Ein Fertighaus auf dem Gelände habe tatsächlich ein paar gold-eloxierte Hähne, sagt Krickow. Aber das Haus stand schon vorher da. Das NOK kann nichts dafür.

Hans Toeppen

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