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Berlin: Frauenkämpfe um Pflügers Wahlkreis

Britzer CDU-Chefin streitet mit Kreisvorsitzender

Von Sabine Beikler

Erst der Großvater, dann der Vater, jetzt die Tochter: Sabine Toepfer-Kataw ist in dritter Generation in Britz geboren, dort aufgewachsen und lebt immer noch gern in dem von ihr so genannten „Dorf in der Großstadt“. Die 42-Jährige ist Britzerin durch und durch. Sie mag viel Grün, den Britzer Garten, die Kleingartenkolonien und fühlt sich auch als Chefin des CDU-Ortsverbands Britz sehr wohl. Doch die Harmonie unter den sechs Ortsverbänden im Neuköllner Kreisverband ist etwas gestört: Geht es nach dem Willen der Britzer, soll Toepfer-Kataw dort ein Mandat für das Abgeordnetenhaus holen. Geht es aber nach der CDU-Kreischefin Stefanie Vogelsang, soll Friedbert Pflüger in Britz antreten. Sollen mit dem „Spitzenkandidat als Rammbock“, wie ein erfahrener CDU-Politiker sagte, alte Rechnungen beglichen werden?

Toepfer-Kataw, die 1980 in die Junge Union eingetreten war, saß schon einmal von 1991 bis 2001 im Abgeordnetenhaus, arbeitete erst im Petitionsausschuss mit, später beschäftigte sie sich mit Verkehrs- und Europapolitik. Unter CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky war sie von 1999 bis 2001 auch stellvertretende Fraktionschefin. Die BfA-Beamtin ist nicht auf den Mund gefallen und verschont auch Parteifreunde nicht mit Kritik. Gegen Autoritäten könne sie schon aufbrausend sein, sagt ein CDU-Parteifreund. Mit ihrem „frechen Mundwerk“ sei sie Landowsky hin und wieder „auf die Nerven gegangen“. Und sie sticht schon mal in alte Wunden – was sehr weh tun kann: Landowsky, die CDU-Parteispendenaffäre und eine Verwicklung von Stefanie Vogelsang darin.

Die beiden Damen haben sich immer wieder Steine in den Weg geworfen. Toepfer-Kataw hatte als Vertreterin des konservativen Parteiflügels an der Demontage der liberaleren Vogelsang mitgewirkt: 1999 bewarb diese sich erneut als CDU-Sozialstadträtin und wurde von den Delegierten dreimal abgelehnt und durchgereicht. 2001 wiederum hatte Toepfer-Kataw, bislang Vorsitzende der Neuköllner CDU, einen harten Karriereknick einstecken müssen: Überraschend setzte sich damals der Wirtschaftsliberale Wolfgang Branoner bei den Kreisparteitagswahlen gegen Toepfer-Kataw als neuer Kreischef durch. Die Britzerin musste sich dann mächtig anstrengen, um erneut die Chance zu bekommen, ins Abgeordnetenhaus zu ziehen: 2001 wurde sie nur mit hauchdünner Mehrheit als Britzer Direktkandidatin nominiert. Den erneuten Einzug ins Landesparlament schaffte sie aber ebenso wenig wie 2002 eine Nominierung zur Bundestagswahl.

Heute heißt die Kreischefin Stefanie Vogelsang. Zugleich führt sie den Ortsverband Gropiusstadt. Warum Pflüger nicht dort „in der Krone der Wahlkreise“, wie es ein CDU-Spitzenmann bezeichnet, antritt, wo Spitzenkandidaten wie Eberhard Diepgen die besten Ergebnisse erhalten hatten, wollen einige nicht verstehen. Vogelsang wiederum will in ihrem Ortsverband „frischen Wind“ und unterstützt Quereinsteigerin Marion Kroll in ihrer geplanten Kandidatur. Sollte Pflüger in Britz nominiert werden, lässt Toepfer-Kataw eine Gegenkandidatur offen. Am Montagabend geht es weiter: Dann wird der Kreisvorstand die Kandidatenvorschläge beschließen, über die am Wochenende die Delegierten abstimmen. Ob Toepfer-Kataw mit auf der Liste steht, wollte Vogelsang noch nicht verraten.

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