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Berlin: Fünf Schüsse auf den lästigen Mieter

Gewalttat nach acht Jahren Streit um Auszug. Nun steht der Vermieter vor Gericht

Der eine besaß das Einfamilienhaus in Buckow, der andere einen alten Mietvertrag: Acht Jahre lang stritten die Männer. Der Hauseigentümer wollte selber in das Haus einziehen und kündigte dem Mieter wegen Eigenbedarfs. Der wollte aber nicht, es begann ein juristischer Streit. Bis Ercan E. laut Anklage zu mörderischen Mitteln griff. Weil es ihm „zum Gespött seines türkischen Umfelds“ nicht gelungen war, den Mieter loszuwerden, soll er auf Dieter P. geschossen haben.

Im Prozess wegen versuchten Mordes berichtete der 36-jährige E. gestern vor dem Berliner Landgericht zwar von dem endlosen Streit mit P., den Anschlag aber bestritt er vehement. „Ich bin unschuldig“, sagte der Mann im dunklen Nadelstreifenanzug. Anfangs habe er sich tatsächlich sehr geärgert über den lästigen Mieter, später habe er sich mit der Situation abgefunden. Das Haus in Buckow sei auch nicht allzu teuer gewesen. Jetzt sei er nicht mehr interessiert an dem Haus, sagte er. „Ich werde es wieder verkaufen. Es hat mir kein Glück gebracht.“

Ercan E. hatte das Grundstück 1995 ersteigert. Von dem Mieter erfuhr er erst kurz zuvor. Er habe gehofft, die Sache „wie ein Normalbürger“ mit einem einfachen Kündigungsschreiben regeln zu können, sagte der Angeklagte. „Aber es ging hin und her.“ Schließlich habe er einen Anwalt eingeschaltet. Persönlichen Kontakt zu dem Mieter P. habe es seitdem nur noch vier Mal gegeben.

Für Anfang April vergangenen Jahres wurde zunächst ein Räumungstermin angesetzt. Der platzte aber. Ercan E. soll seinen Mieter dafür verantwortlich gemacht und zur Waffe gegriffen haben. Fünf Schüsse wurden am 31. März 2004 auf Dieter P. abgegeben. Der 52-jährige ehemalige DDR-Fluchthelfer wurde lebensgefährlich verletzt, konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden. Er soll am morgigen Donnerstag als Zeuge befragt werden.

Kerstin Gehrke

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