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Berlin: Fürbitte um Frieden in der Welt

Die Glocken der Golgatha-Kirche in Mitte rufen zum Gottesdienst, doch die Holzbänke in der Borsigstraße bleiben leer – wie immer im Winter. Die Gemeindemitglieder treffen sich im Versammlungssaal der 102 Jahre alten Kirche.

Die Glocken der Golgatha-Kirche in Mitte rufen zum Gottesdienst, doch die Holzbänke in der Borsigstraße bleiben leer – wie immer im Winter. Die Gemeindemitglieder treffen sich im Versammlungssaal der 102 Jahre alten Kirche. Hier ist es warm, die Kerzen auf dem kleinen Ersatzaltar leuchten, alle Stühle sind besetzt. Pfarrer Frank Grützmann ist gerade mit dem Kirchenchor auf Reisen, deshalb vertritt ihn heute der emeritierte Pfarrer Johannes Heidler.

Es ist ein aktuelles Thema, dem sich der 63-Jährige an diesem Sonntag in seiner Predigt widmet: dem drohenden Krieg im Irak. „Die Welt wird durch Krieg nicht besser“, sagt Heidler. Nur in wenigen Situationen, wie im Zweiten Weltkrieg, seien militärische Handlungen gerechtfertig. Dann liest er aus Matthäus 8 die Begegnung Jesu mit einem heidnischen Hauptmann vor. Der Hauptmann bittet Jesus um Hilfe für seinen gelähmten Sohn. Der ist über die Bitte zunächst erstaunt. „Ich soll Dir helfen?“, fragt Jesus. „Du hast recht, ich bin nicht gut genug, dass Du kommst“, antwortet daraufhin der Hauptmann. „Aber ich weiß, ein Wort von Dir, und mein Sohn wird gesund.“ Jesus erkennt daraufhin, wie groß der Glauben des Hauptmanns ist und heilt den Sohn.

„Der Hauptmann ist ein Vertreter der militärischen Gewalt“, sagt Heidler. Jesus, der Verkünder der Bergpredigt, repräsentiere dagegen die Gewaltlosigkeit. „Militärische Gewalt hat seine Grenzen“, erklärt der 63-Jährige die Bedeutung des Gleichnisses. „Der Hauptmann kann seinen eigenen Sohn nicht heilen, auch nicht mit Gewalt. Eine kranke Welt kann er erst recht nicht heilen“, spielt Heidler auf die aktuelle Situation am Golf an. „Gott möge uns im Irak vor blinder militärischer Ausübung von Befehlen bewahren“, betet er. „Lassen wir uns vom Hauptmann ermutigen, dass wir wieder Vertrauen in Gott wagen. Haben wir Mut, dass das gute Wort Gottes den Unfrieden beseitigt.“

Wie in der Predigt bleibt auch im Fürbittengebet der Irak das Thema. Gebete für den Frieden haben in der Golgatha-Kirche Tradition. Schließlich predigte hier von 1962 bis 1993 Pfarrer Peter Hilsberg, Aktivist in der Friedens- und Demokratiebewegung der DDR.

Viola Volland

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