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Berlin: Gauklerfest: Applaus für Alfredo

Mit offenen Mündern starren sie in den nächtlichen Himmel. Der kleine Junge genauso wie der Vater, auf dessen Schultern er sitzt.

Mit offenen Mündern starren sie in den nächtlichen Himmel. Der kleine Junge genauso wie der Vater, auf dessen Schultern er sitzt. Und mit ihnen staunen alle anderen Leute auf dem Platz zwischen Staatsoper und Friedrichswerderscher Kirche. Da ganz oben, auf einem Mast neben der Kirchturmspitze vollführt der Artist Alfredo Traber seine Kunststücke. Das Seil kurz über den Köpfen des Publikums hat er gerade hinter sich gelassen. Seine Darbietungen ernten höfliches Klatschen, es raunen anerkennende Ahs und Ohs durchs die Menge. "Ein Handstand in 54 Meter Höhe!", ruft die Moderatorin ins Mikrofon. Applaus. Der Mast schaukelt gefährlich hin und her. Der Beifall für Alfredo wird noch lauter. Alfredo gehört zu den Attraktionen des elften Gauklerfests, das am Freitag seine Zelte rund um die Kirche aufgeschlagen hat. Die weißgeschminkten Pantomimen eilen auf ihren Stelzen schon zum Ausgang. Sie haben für heute Feierabend.

Zum Thema Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Eintrittskarten fürs Gauklerfest Die Gaukler ziehen sich zurück, in Harrys New York Bar wird die Nebelmaschine in Betrieb genommen, hier und anderswo die Musik lauter gedreht. Frauen in Paillettenkleidern, Männer in schwarz, Cocktailgläser klirren, getanzt wird auch - der Festplatz ist nun eine Partymeile. Weiter hinten in der Kunsthandwerkergasse trifft sich anderes Publikum. Hier werden am späten Abend noch Geschäfte gemacht. Karin Scholz hat gerade eine Handtasche in Gestalt eines Mondgesichts für 1100 Mark verkauft. Ein Unikat versteht sich. Einzigartig ist auch Martin Groetsch. Sein Gesicht vom Typ Rübezahl gehört zum Gauklerfest wie seine Holzkämme. Glückliche Kunden an jedem Stand. Was man hier kauft, hat nicht jeder. Haarnadeln mit ausgefallenen Ornamenten, bunt-gläserne Flaschentaucher, Katzennäpfchen aus Keramik, winzige Selbstbewußtseinsspiegel, Hüte, Hampelmänner, Teddybären - alles handgemacht.

Und nun noch hin zur Gourmet-Plaza. Da kochen die Spitzenköche Berlins. So hat es der Veranstalter angekündigt. An der Ecke ein Thai-Restaurant. Es gibt Hähnchencurry mit Reis für zehn Mark. Nebenan wird American Fingerfood fritiert. Bei Manzini serviert man zu Mixgetränken Käseteller. Sechs Austern sind bei Toulouse-Lautrec für 24 Mark zu haben. Das Fridericus Restaurant wirbt mit dem günstigen Kaffeegedeck. Dressler fällt mit Pfifferlingsrisotto zur Entenbrust für 36 Mark 50 etwas aus der Reihe. Von gehobener Gastronomie keine Spur. Stattdessen, jede Menge Volksfestleckereien; Bratwurst, Chinapfanne, Hot-Dogs, Crepes und Soft-Eis.

Marén Balkow

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