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Berlin: Gazeteler Rückblick: Sesshaft zwischen beiden Welten

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.Wie weit darf die Integration der Türken in Deutschland gehen?

Jeden Montag im Tagesspiegel: Ein Rückblick auf die in Berlin erscheinenden türkischen Tageszeitungen.

Wie weit darf die Integration der Türken in Deutschland gehen? Sollen sie sich assimilieren? Hürriyet-Kolumnist Özdemir Ince versuchte am Freitag von seinem Istanbuler Büro aus dieser Frage nachzugehen. Dazu benutzte er Zitate aus einem Gespräch mit dem türkischen Botschafter Osman Korutürk in Berlin: "Wir hatten am 9. Oktober ganzseitig darüber berichtet", schrieb er.

Es sei um Türken gegangen, die beschlossen hätten, in Deutschland sesshaft zu werden. Aus der Sicht des Botschafters müssten diese Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und die Verfassung des Landes respektieren. Dann zitierte Ince den Diplomaten wörtlich: "Wenn Du die Sprache des Landes nicht lernen möchtest, wenn du nicht auf Dauer von den sozialen und politischen Rechten profitieren (...) möchtest, was hast Du dann in diesem Land zu suchen?" Der Botschafter denke in dieser Angelegenheit so: "Vielleicht hört sich das, was ich zu sagen habe, etwas merkwürdig an. (...) Aber wir müssen das akzeptieren. In 50 Jahren werden all diese Menschen Deutsche sein." Den idealen Türken in Deutschland stelle sich der Botschafter so vor: "Er hat die deutsche Staatsbürgerschaft, er ist gebildet und hat einen Beruf. Er spricht perfekt Deutsch und lebt nicht im Widerspruch zur deutschen Kultur. (...) Aber er hat weder seinen Namen noch seine Religion ausgewechselt." Es folgen weitere sorgenvolle Worte: "Er sieht Deutschland als seine Heimat, aber er hat sich nicht von der Türkei losgelöst. Seine erste Sprache ist Deutsch geworden, aber er hat auch sehr gut Türkisch gelernt. So einen Menschen meine ich!" Zum Schluss ließ der Kolumnist den Botschafter noch sagen: "Millionen von unseren Menschen leben in Europa. Sie befinden sich nun an einem Scheideweg. Entweder sie werden Staatsbürger erster Klasse (...) oder sie bleiben Staatsbürger zweiter Klasse. Alles liegt in ihren Händen."

Suzan Gülfirat

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