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Berlin: Gebrochenes Herz

Eine neue Tour durch Berlin auf den Spuren des früh verstorbenen Schriftstellers Hans Fallada

Hans Fallada ist am 5. Februar 1947 in einem Behelfskrankenhaus in Niederschönhausen gestorben – seine Spuren aber sind an vielen Berliner Orten zu finden. Der Kunstwissenschaftler und Stadtführer Ralph Hoppe nimmt den 60. Todestag des Dichters zum Anlass, für „StattReisen“ auf eine ganz neue Tour in Sachen Hans Fallada zu gehen.

„Damals bei uns daheim“ ist der Titel eines Spaziergangs zu Leben und Werk des Autors. Dazu muss man 8,50 Euro, ein wenig Zeit und Kondition mitbringen und am Sonntag, dem 4. Februar, um 14 Uhr zum U-Bahnhof Victoria-Luise-Platz kommen. „Es lohnt sich, etwas näher auf diesen Autor zu gucken, zumal sich dabei sehr viele lokale Bezüge ergeben“, sagt Ralph Hoppe. Am Treffpunkt wird er seinen Gästen einiges über die Jugendjahre Falladas erzählen, der als Sechsjähriger aus Greifswald anno 1899 nach Schöneberg kam, mit seiner Familie in der Luitpoldstraße wohnte und später beim Rowohlt-Verlag in der Passauer Straße saß.

Vom Wittenbergplatz geht es mit der U-Bahn zum Potsdamer Platz, die Zeitreise durch Berlin streift das Gelände vom ehemaligen Warenhaus Wertheim an der Leipziger Straße, diesem grandiosen Konsumtempel des Architekten Alfred Messel. Noch eine Fahrt: Nun zum Nordbahnhof, von dem, als er noch der „Stettiner“ war, Hans Falladas Familie als Ostseeurlauber nach Norden fuhr. Nahebei bietet die Eichendorffstraße viel Stoff im Zusammenhang mit Falladas Roman „Ein Mann will nach oben“, und auch die Friedrichstraße ist einer der Schauplätze in „Kleiner Mann - was nun?“.

Die zweieinhalbstündige Tour endet schließlich am Majakowskiring in Niederschönhausen. Im Herbst 1945 bekommt der Dichter in dem – eigentlich hohen sowjetischen Militärs und deutschen Parteifunktionären vorbehaltenen – „Städtchen“ durch die Hilfe des Dichterkollegen Johannes R. Becher eine Wohnung und alles, was er zum Leben und Schreiben braucht. Bechers Haus hat die Nummer Majakowskiring 34, Fallada wohnte im Eisenmengerweg 19. Wie im Rausch schreibt er kurz vor seinem frühen Tod im 53sten Lebensjahr den autobiographischen „Alpdruck“ und die dramatische Widerstandsgeschichte des Ehepaars Hampel („Jeder stirbt für sich allein“). An Falladas Haus im Rudolf-Ditzen-Weg endet der Spaziergang. „Ditzen? War das ein KPD-Funktionär?“ fragen manchmal die Leute, weil viele nicht wissen, dass dies der Geburtsname von Hans Fallada ist. Am Haus Nr. 19 hängt eine Gedenktafel, mehr Erinnerungen gibt es in dem privat bewohnten Gebäude nicht.

Auch die einstige Schule, in der der Dichter starb, als das Gebäude an der Blankenburger Straße noch ein Lazarett war, ist vor einigen Jahren geschlossen worden. Die sterblichen Überreste Hans Falladas sind Anfang der achtziger Jahre vom Friedhof in der Hermann-Hesse-Straße nach Carvitz bei Feldberg übergeführt worden. Bei der Beisetzung hatte Johannes R. Becher gesagt: „Wenn wir von Fallada als von einem Stück Deutschland sprechen, so ist dieses Stück nicht das beste und nicht das schlechteste. Ein vorzeitig gebrochenes Herz ging auf die ewige Reise“.

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