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Berlin: Gefährlich schön

Das Eis ist verlockend, doch jetzt steigen die Temperaturen und es wird kritisch: Die Polizei warnt die Berliner, sich auf zugefrorene Seen zu wagen

Von Ulrike App

und Miriam Wegner

Das Eis glitzert in der Sonne. Die Spaziergänger überqueren den zugefrorenen See, Kinder schlittern über das Eis. Schön – aber gerade in diesen Tagen sehr gefährlich. „Seit gestern kann man von einer kritischen Eislage sprechen“, sagt Olaf Wedekind von der Wasserschutzpolizei Berlin. „Momentan ist es auf den Seen besonders gefährlich, weil man optisch den Eindruck hat, das Eis sei noch dick genug.“ Aber dieser Eindruck täuscht.

Zwar ist es nachts noch frostig kalt, doch bei den zuletzt milden Tages-Temperaturen beginnt das Eis zu schmelzen und es bilden sich Risse. „Wenn es dann in der Nacht erneut friert, wird das Eis porös“, warnt Wedekind. Auch sei die gefrorene Schicht unterschiedlich dick – beispielsweise je nach Sonneneinstrahlung. Erst ab acht bis zehn Zentimeter Eisdecke sollte man sich auf die glatte Fläche trauen.

Doch „wenn einige Wagemutige auf das Eis gehen, dann folgen meist viele andere“, sagt Wasserschutzpolizist Wedekind. Deshalb gibt es in Berlin einen speziellen Eiswarn- und Rettungsdienst. Mehrere Teams von je drei Beamten gehen an sämtlichen Gewässern Berlins zu Fuß Streife oder fahren sie mit speziellen Einsatzwagen ab. Sie warnen Spaziergänger und Schlittschuhfahrer per Lautsprecher, für den Notfall sind sie ebenfalls ausgerüstet. Anfang des Monats musste die Wasserschutzpolizei einen toten Eisangler aus dem Müggelsee bergen. Der 59-Jährige war an einem Sonnabend an den See gefahren. Erst am Sonntagvormittag fanden die Beamten die eingefrorene Leiche. „Es gibt viele Einbrüche, bei denen wir nicht alarmiert werden“, sagt Wedekind. Rechtzeitig kamen die Retter dagegen vor zehn Tagen: Eine 58-Jährige wollte die Dicke der Eisschicht auf dem Landwehrkanal testen, rutsche aus und brach ein. Herbeigerufene Polizisten zogen die Frau aus mit einem Wollschal aus dem kalten Wasser.

Die Brandenburger Wasserpolizei geht nicht auf Streife. Sie warnt grundsätzlich davor, aufs Eis zu gehen. „Besonders gefährlich sind Elbe und Oder“, sagt Mario Nowakowski vom Polizeipräsidium Potsdam. Zwei bis drei tödliche Eisunfälle beschäftigten die Brandenburger Beamten jeden Winter.

Problematisch wird die Situation vor allem an den Wochenenden. An beliebten Seen wie beispielsweise dem Müggelsee tummeln sich oft mehrere hundert Menschen auf dem Eis. Die Wasserschutzpolizei empfiehlt den Schlittschuhfahrern eine Alternative: Die Kunsteisbahnen. Denn: „Schlittschuhlaufen sollte man bei diesem Wetter wirklich nur im Eisstadion“, sagt Wedekind.

Weitere Informationen im Internet:

www.berlin.de/polizei

Ulrike App, Miriam Wegner

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