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Tausende Masthähnchen müssen wegen der Vogelgrippe sterben.

© Christophe Gateau/dpa

Geflügelpest in Brandenburg: Keine Entwarnung bei Vogelgrippe - steigende Zahlen erwartet

Kranichsterben, Sperrzonen, Keulungen: In Brandenburg greift die Vogelgrippe weiter um sich. Was das für Geflügelhalter und Preise zu Weihnachten bedeutet.

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Die für Geflügel hochansteckende Vogelgrippe breitet sich weiter in Brandenburg aus. Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt erwartet steigende Wildvogelzahlen, die zur Verbreitung der Seuche beitragen. „Das Seuchengeschehen im Land Brandenburg ist sehr dynamisch“, sagte Mittelstädt in der RBB-Abendschau. 

Sie gehe von einer verschärften Infektionslage aus, so dass es in vielen weiteren Landkreisen zu einer Stallpflicht kommen werde, sagte die SPD-Politikerin. Einer landesweiten Stallpflicht erteilte Mittelstädt eine Absage. Die Entscheidung erfolge risikobasiert in den Landkreisen, wo es gute Veterinäre gebe. „Ich glaube, das ist dort richtig angesiedelt“, so die Ministerin. 

Massenhaftes Sterben von Kranichen

„Der Wildvogelzug, den wir jetzt haben, das ist ja erst der Anfang“, sagte Mittelstädt zuvor dem RBB24-Inforadio. „Wenn die Temperaturen weiter sinken, werden wir noch eine Zunahme, gerade in der Wildvogelpopulation, haben.“ Vorerst also wohl keine Entlastung für Tiere und Halter. 

Im Nordwesten Brandenburgs hat das Virus bereits ein massenhaftes Sterben von Kranichen ausgelöst. Sie machten im Linumer Teichland auf ihrem Zug nach Süden Rast. „Das können wir nicht einschränken“, sagte die Ministerin. Norbert Schneeweiß vom Artenschutzzentrum Rhinluch geht davon aus, dass es im Laufe der Woche mehr als 2.000 tote Kraniche sein werden, wie er dem RBB sagte. 

Einhalten von Schutzmaßnahmen wichtig

In den Fällen könne nur dafür gesorgt werden, dass die Kadaver möglichst schnell eingesammelt werden, um eine Ausbreitung einzudämmen, so Mittelstädt. Zudem sei es wichtig, dass Biosicherheitsmaßnahmen und Hygienemaßnahmen von allen Nutztierhaltern eingehalten und hochgefahren würden, betonte die Ministerin. 

Sie nannte Maßnahmen wie Seuchenschutzmatten und Schuhwechsel. Wichtig sei auch, dass kein fremdes Personal eingesetzt werde. Besonders müsse darauf geachtet werden, dass Einstreu und Futter nicht mit Wildvögeln in Kontakt kommen.

„Stündlich mehr dazu“

Sie stehe im ständigen Austausch mit dem Landestierarzt und dem Krisenzentrum, sagte die Ministerin. „Seit letzter Woche sind es insgesamt sechs Betriebe, die betroffen sind. Am Wochenende kamen noch mal zwei dazu in Märkisch-Oderland.“ Aktuelle Zahlen zu betroffenen Tieren zu nennen, sei schwierig, weil stündlich immer mehr dazukommen könnten.

Der Landkreis Dahme-Spreewald teilte am Abend mit, dass die „Meldungen von verendet aufgefundenen oder im Sterben begriffenen Wildvögeln sprunghaft angestiegen“ seien. Es gelte darum nun zunächst für 30 Tage eine Stallpflicht. 

Wenn ein infiziertes Tier gefunden wird, werden alle Betriebe in der Umgebung engmaschig überwacht, wie die Ministerin sagte. Zudem seien Tierhalter generell dazu angehalten, ihre Bestände auf etwaige Symptome der Vogelgrippe zu überprüfen. „Und sollten die Symptome auftauchen, sind natürlich die Landkreise zu informieren“, sagte Mittelstädt. 

Mehr als 100.000 Tiere in einem Landkreis 

So laufen auch in zwei betroffenen Betrieben im Kreis Märkisch-Oderland Maßnahmen. In Neutrebbin wurden bereits 50.000 Masthähnchen mit CO2-Gas betäubt und getötet, wie eine Sprecherin des Kreises mitteilte. Die Tiere werden demnach fachgerecht entsorgt und in eine Tierverbrennungsanlage gebracht. Als nächster Schritt werden den Angaben zufolge die Ställe desinfiziert. Diese dürfen dann für 30 Tage nicht betreten werden. 

Im nahegelegenen Neuhardenberg läuft noch die Keulung von 80.000 Enten. Eine Sprecherin des Kreises zufolge wird dies auch noch die nächsten Tage in Anspruch nehmen. Im Umkreis von bis zu zehn Kilometern um beide Betriebe dürfen andere Nutztierhalter nicht mehr mit Geflügel und Eiern handeln. Es gilt ein Transportverbot, auch Geflügelmärkte sind untersagt. 

Den bislang größten Ausbruch im Land gab es laut Landwirtschaftsministerium im Jahr 2016/2017. Damals mussten nach den Angaben insgesamt 155.000 Tiere getötet werden. Es gab 9 Ausbrüche in Nutztierbeständen.

In Berlin wurden nach Angaben der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz bislang 21 Tiere tot aufgefunden. Zwei davon wurden positiv auf den Erreger getestet, die anderen werden noch untersucht. Die Verwaltung rät davon ab, Wildvögel zu füttern, da die Tiere dabei vermehrt zusammenkommen und dies die Übertragung des Virus erleichtert.

Steigen die Preise?

Die Vogelgrippe trifft die Geflügelwirtschaft zur Unzeit - gerade und noch bis Weihnachten hat der Verkauf von Gänsen und Enten Konjunktur. Aufgrund der Einschränkungen gibt es die Befürchtung, dass für Verbraucher die Preise im Handel steigen. Der Landrat im Kreis Ostprignitz-Ruppin, Ralf Reinhardt (SPD), sagte im RBB-Inforadio: „Das wird schon einen Einschlag mit sich bringen und im schlimmsten Fall wahrscheinlich auch zu Preiserhöhungen führen.“ 

Vor dem Martinstag am 11. November beginnt traditionell die Schlachtsaison für Gänse. Das Gros wird jedoch aus dem Ausland – etwa aus Ungarn und Polen – importiert.

© dpa-infocom, dpa:251027-930-211448/5

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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