zum Hauptinhalt
Leipger Platz

© Rückeis

Finanzkrise: Geld für Neubauten wird knapp

Die Finanzkrise hat Berlin erreicht und macht Projektentwicklern zu schaffen. Denn die Banken geben kaum noch Kredite für neue Bauvorhaben heraus. Die Folge: Unternehmer müssen auf eigene Reserven zurückgreifen. Für manches Projekt wird es eng.

Die internationale Finanzkrise hat Berlin erreicht und macht vor allem Projektentwicklern zu schaffen. Denn die Banken geben Branchenkreisen zufolge keine Kredite mehr heraus für neue Bauvorhaben. Die Folge: Unternehmer müssen auf eigene Reserven zurückgreifen. Für manches Projekt wird es eng.

Betroffen ist einer der namhaftesten Investoren: die Aktiengesellschaft Orco. Die Firma hatte vor zwei Jahren für 75 Millionen Euro eines der schönsten Baugrundstücke Berlins gekauft, das Wertheim-Areal am Leipziger Platz. Am Kurfürstendamm erwarb Orco das "Haus Cumberland" und in Mitte wollte man zu Rekordpreisen Luxuslofts in der Fehrbelliner Straße errichten.

Rückzug auf Raten

Doch nun folgt der Rückzug auf Raten. Orco fehlte in dieser Woche auf der größten europäischen Immobilienmesse, der Münchner Expo-Real. Dabei hatte die Firma dort 160 Quadratmeter gemietet - und auch bezahlt. Orco spricht von einer "strategischen Entscheidung". Dazu gehöre auch der Ausstieg aus dem Wohnungsbau. Sogar von Luxuswohnungen, die vor der Finanzkrise in Berlin als das ganz großes Geschäft galten, lässt man künftig die Finger: Der Bau der Edelapartments "Fehrbelliner Höfe" wurde gestoppt. Wegen der Notbremsung lösten sich zehn Millionen Euro in der Bilanz von Orco in Luft auf: Um diesen Betrag sank der Wert des Grundstücks.

Die Blase am Berliner Markt platzt: "Alle Immobilienwerte sind stark gesunken wegen der Finanzkrise. Man kann sich als einzelnes Unternehmen nicht von diesem Trend abkoppeln", sagt Orco-Sprecherin Sabrina Eilers.

Auch Engagement der Hypo Real Estate ist ungewiss

Längst spekuliert die Branche darüber, dass auch die Neubauten am Leipziger Platz auf die lange Bank gestreckt werden - bis ein finanzkräftiger Partner gefunden ist. Doch Orco hält tapfer dagegen: "Voraussichtlich wird es im Dezember zu Erdarbeiten kommen", heißt es. Man werde mehr eigenes Kapital investieren. Wird dafür das Haus Cumberland verkauft? "Das Gebäude ist schon am Markt", sagt ein Branchenkenner. Orco beantwortete eine Anfrage dazu nicht.

Ungewiss ist auch, wie es weitergeht mit dem Engagement der Hypo Real Estate in der Region: Der Bank gehören Brandenburger Grundstücksgesellschaften in Schönefeld mit Bilanzsummen von rund 220 Millionen Euro.

Entwarnung gibt es in Charlottenburg: Im Februar wird der Rohbau für das 120 Meter hohe "Zoofenster" beginnen, sagt Projektleiter Richard Djoa. Von der Finanzkrise bleibt das Projekt unberührt. Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler sagt: "Da ist mir nicht bange, denn jedes Mal wenn wir tanken, bezahlen wir ein paar Schrauben dafür." Der Investor hat seinen Sitz im Ölförderland Abu Dhabi.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) ist hingegen alarmiert: "Ich werde nicht warten, bis Hilferufe aus der Wirtschaft eingehen", sagte er auf Anfrage. Er werde deshalb die in Berlin ansässigen Banken zu einer Gesprächsrunde zur Erörterung der Finanzkrise einladen. Ziel sei die "Sicherung der Liquidität der kleinen und mittleren Unternehmen." Bei der landeseigenen Förderbank IBB hieß es: "Wir haben keine Liquiditätsprobleme." Auch eine verstärkte Kreditnachfrage könne man befriedigen.

Petrodollars machen es möglich: Das Zoofenster in der City-West wird gebaut wie geplant.

Neue Pläne gibt es für das Haus Cumberland: Läden statt Hotel. Der Marktwert sank um acht Millionen Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false