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 Der Eingang vom Amtsgericht Tiergarten mit Schriftzug des Gericht.

© dpa/Taylan Gökalp

Geschwiegen wie ein Grab: Berliner Archäologin kassierte zu Unrecht 671.000 Euro

Jahrelang erhielt eine Mitarbeiterin des Deutschen Archäologischen Instituts Auslandszuschläge, obwohl sie in Berlin lebte. Jetzt stand die vor Gericht.

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Die Oberrätin bekam fast das Doppelte von dem, was ihr zustand – und hielt still. So sah es das Amtsgericht Tiergarten. Jeden Monat habe die 57-Jährige für sich, ihren Ehemann und die beiden Kinder insgesamt um die 6.900 Euro an Auslandszuschlägen erhalten, obwohl alle in Berlin und nicht im Jemen lebten.

Die Mitarbeiterin des Deutschen Archäologischen Instituts habe sich des Betrugs im besonders schweren Fall durch Unterlassen schuldig gemacht. Zehn Monate Haft auf Bewährung ergingen.

Vor 20 Jahren nach Jemen

Die Archäologin war vor mehr als 20 Jahren für das Bundesinstitut in den Jemen gegangen. Wegen der Sicherheitslage kehrten im März 2011 zunächst die Kinder und der Mann zurück, ab Ende 2013 habe auch die Angeklagte dauerhaft in Berlin gelebt, hieß es weiter im Urteil.

„Sie hatten eine Mitteilungspflicht, der kamen Sie nicht nach“, so die Richterin. „Die Besoldungsstelle hatte keine Kenntnis.“ Dass es dort zu Fehlern kam, sei keine Entschuldigung. „Sie hätten jederzeit mit einem Dreizeiler auf den Irrtum aufmerksam machen können.“

Es ging im Prozess um die Zeit von Februar 2017 bis Ende 2020. Bereits vor Anklageerhebung war es vor dem Verwaltungsgericht zu einem Vergleich gekommen. 512.000 Euro habe die Beamtin inzwischen zurückgezahlt. Insgesamt soll es zu einer Überzahlung in Höhe von 671.000 Euro gekommen sein.

Die Beamtin hatte erklärt, sie leite die Außenstelle Sanaa seit 2014 von Berlin aus, sei aber „jederzeit zur Rückkehr bereit gewesen“. Der Verteidiger forderte Freispruch. Ihr Aufenthalt in Berlin sei bekannt gewesen, sie habe nicht getäuscht. Der Anwalt kündigte bereits Berufung an.

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