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Berlin: Geständnis: Mutter warf Baby aus dem Fenster 41-Jährige wegen Tötung vor Gericht. Sie habe „Stress“ mit ihrem Mann befürchtet

Berlin - Die Mutter saß still auf der Anklagebank. Ihre Verteidigerin sollte verlesen, was sie zu sagen hat.

Berlin - Die Mutter saß still auf der Anklagebank. Ihre Verteidigerin sollte verlesen, was sie zu sagen hat. „Ich hätte mir eine derart schlimme Tat nicht zugetraut“, ließ Ines T. am Donnerstag im Prozess wegen Totschlags erklären. „Aber der Vorwurf entspricht leider der Wahrheit.“ Die 41-jährige Ines T., die zwei Töchter hat und zwei Söhne nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatte, warf ihr fünftes Kind nach der heimlichen Geburt aus dem Fenster ihrer Wohnung im fünften Stock – angeblich aus Angst vor „Stress“ mit ihrem Partner. Sie hatte die Schwangerschaft verschwiegen.

Ines T. ist eine kleine und unscheinbare Frau. Sie arbeitete als Aushilfskraft an einem Fließband und lebte mit der jüngeren Tochter, damals 15 Jahre alt, und ihrem 44-jährigen Partner in einer dreieinhalb Zimmer großen Wohnung am Spandauer Damm. Gemeinsam mit dem Mann und dem Mädchen hatte Ines T. am Abend des 19. November noch vor dem Fernseher gesessen. Gegen 22 Uhr ging sie ins Bad. Von den Wehen sei sie „ziemlich überrascht“ worden, erklärte sie jetzt. Sie hatte das Baby in einen Müllsack gesteckt und in den Innenhof geworfen. Ein Nachbar fand den toten Jungen.

Die Spuren führten schnell zu Ines T. Sie wollte eigentlich in eine Klinik gehen. So hatte es die Mutter bei der Polizei geschildert. Die Ermittler wollten wissen, warum sie in der Wohnung blieb. „Herr T. wusste doch nichts von der Schwangerschaft“, sagte sie. „So etwas sollte doch nicht mehr vorkommen.“ Das habe T., Vater der beiden zur Adoption freigegebenen Söhne, gesagt. Was sie befürchtet habe, fragten die Beamten. „Er ist auch ein bisschen schwierig“, sagte Ines T. und deutete an, dass der vorbestrafte Mann sie geschlagen habe.

Ihre Gefühlslage bei der Tat fasste Ines T. in einem Verhör bei der Polizei mit einem Wort zusammen: „Beschissen.“ Sie demonstrierte, wie sie das Neugeborene aus dem Fenster warf. Im Prozess gestand sie ohne Details. „Ich vermisse meine Mädchen“, erklärte die Mutter. Und sie lobte den Mann, der nichts von ihrem fünften Kind mitbekommen sollte. Er habe sich geändert, kümmerte sich jetzt. Sie hat ihn in der Haft geheiratet.

Die Verhandlung geht am Mittwoch weiter. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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