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Alternative Landwirtschaft, aber große Traktoren: Teilnehmer der "Wir-haben-es-satt"-Demo im Januar 2016 am Potsdamer Platz in Berlin.

© Paul Zinken/dpa

Update

Großdemo in Berlin abgesagt: Nun sollen Treckerkorso und „Staffellauch“ die „Agrarwende“ voranbringen

Wegen der Omikron-Variante sagen die Organisatoren eine Demo mit 15.000 Teilnehmern ab. Der Protest für eine alternative Landwirtschaft sieht diesmal anders aus.

Nach der Absage der Grünen Woche wegen der Corona-Pandemie findet auch die traditionelle Großdemonstration von Kritikern der Agrarpolitik in diesem Jahr nicht statt. Unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt!“ sollte am 22. Januar ein Protestzug mit 15.000 Menschen durch Berlin ziehen.

Entsprechende Berichte vom Sonnabend korrigierten die Veranstalter jedoch. Auch der Tagesspiegel hatte an dieser Stelle die Ankündigung verbreitet, die jedoch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts schon abgeändert worden war.

Nach einem Kooperationsgespräch mit der Polizei am Freitag habe man sich entschieden, die Großdemo vorerst abzusagen, sagte am Sonntag eine Sprecherin des Bündnisses "Meine Landwirtschaft". Dahinter stehen Vertreter ökologisch und konventionell wirtschaftender Bauern, Natur-, Umwelt- und Tierschutzverbände sowie kirchliche Hilfswerke. Als Grund für die Absage nannte sie die stark steigenden Infektionszahlen durch die Omikron-Variante. Die Veranstalter rufen dazu auf, am 22. Januar zu Hause zu bleiben.

Trotzdem soll es mehrere Signale für eine alternative Agrarpolitik geben. Die Sprecherin kündigte eine "bildstarke Aktion" im Regierungsviertel an. Man werde ein größeres Banner mit entsprechenden Forderungen zeigen. Zudem werde man wie in früheren Jahren eine "Bauern-Protestnote" beim Landwirtschaftsministerium abgeben. Womöglich wird diese sogar von der Hausleitung entgegengenommen - seit einem Monat ist der Grüne Cem Özdemir neuer Bundeslandwirtschaftsminister.

"Staffellauch": Videos sollen bis 18. Januar eingereicht werden

Auch der traditionelle Treckerkorso soll stattfinden - allerdings in reduzierter Form. Während sonst 150 bis 180 Bauern aus dem gesamten Bundesgebiet mit ihren Fahrzeugen anrollten, sollen diesmal nur 25 bis 30 aus der Umgebung mitmachen, die keine Übernachtungsmöglichkeit in Berlin brauchen.

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Wenn es nach dem Bündnis geht, ist die Großdemonstration jedoch nur aufgeschoben. "Wir haben große Hoffnungen, dass wir im Sommer bei besserer Lage noch mal auf die Straße gehen können", sagte die Sprecherin.

Schon jetzt rufen die Organisatoren zu einer bundesweiten Mitmach-Aktion auf. Als Online-Protest für eine "Agrarwende" soll der "Staffellauch" weitergereicht werden. Entsprechende Videos können bis zum 18. Januar eingereicht werden, heißt es auf der Kampagnen-Website.

Bündnis will Druck auf die Ampel-Koalition machen

Die Anliegen des Protestaufrufs gelten unverändert: Mit dem Start der Bundesregierung müsse es einen Neustart in der Agrarpolitik geben. Beklagt werden die Klimakrise, das Artensterben und dass immer mehr Bäuerinnen und Bauern ihre Höfe aufgeben. Ursache dafür seien ruinöse Preise für Lebensmittel.

Die alte Bundesregierung aus Union und SPD sei den Problemen der Landwirte tatenlos begegnet, heißt es in dem Aufruf weiter. Stattdessen habe sie immer wieder die Interessen der Agrar- und Lebensmittelindustrie verteidigt. Die neue Regierung aus SPD, Grünen und FDP müsse für Bauernhöfe Verlässlichkeit und Unterstützung sicherstellen.

Verbraucherinnen und Verbraucher müssten auf den ersten Blick erkennen können, ob Lebensmittel umweltfreundlich und artgerecht produziert wurden. Preise müssten erschwinglich, aber fair für die Erzeuger sein. Die Menschen sollten weniger Fleisch essen.

"Dieser Neustart der Agrarpolitik muss jetzt auch an Geschwindigkeit aufnehmen", sagte die Sprecherin des Bündnisses am Sonntag. Das grün geführte Ministerium müsse den Umbau zu einer klimagerechten Landwirtschaft vorantreiben - und die Bauern dabei unterstützen. (Tsp, dpa)

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