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Der Berliner Immobilienmarkt ist intransparent. Eine Studie hat sich die Eigentumsverhältnisse nun genau angesehen.

© imago/Joko

„Fast die Hälfte der Stadt gehört wenigen Multimillionären“: Großvermieter dominieren laut Studie den Berliner Wohnungsmarkt

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat Immobilieneigentum in der Hauptstadt untersucht. Die Entwicklung ging in den vergangenen Jahren zulasten der Mieter.

Private und öffentliche Großvermieter dominieren den Wohnungsmarkt in Berlin nach einer Studie stärker als in anderen deutschen Großstädten. Ihnen gehört insgesamt etwa jede zweite Wohnung.

Das folgert die Dienstag veröffentlichte Studie „Wem gehört die Stadt?“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung aus amtlichen Daten. Sie hat mit Hilfe von Hinweisen durch Mieter und Journalisten sowie eigenen Recherchen den Markt näher untersucht. Ihr Ergebnis: „Fast die Hälfte der Stadt gehört wenigen Tausend (Immobilien-)Multimillionär*innen, die bisher oft anonym bleiben.“

Steigende Mieten und sinkende Zinsen haben aus Sicht der Autoren in den letzten Jahren zu einer „massiven Umverteilung von Wohlstand von unten nach oben geführt“, vor allem zulasten von Mietern. Besonders internationale Beteiligungsgesellschaften wollten das schnelle Geld anstatt langfristiger Investitionen in die Häuser.

Die Untersuchung der Rosa-Luxemburg-Stiftung war auch Anlass für eine Tagesspiegel-Recherche zur Rolle des Großkonzern Blackstone auf dem Berliner Immobilienmarkt (lesen Sie die Reportage hier).

In Debatten um den Berliner Wohnungsmarkt fiel dieser Name bisher selten. Auf Listen mit den größten Eigentümern tauchte das in New York ansässige Private-Equity-Unternehmen nicht auf.

Blackstone besitzt Tausende Wohnungen in Berlin

Die Studie liefert nun Hinweise, dass Blackstone nicht nur zahlreiche Bürogebäude, sondern auch mehrere Tausend Wohnungen in der Stadt gehören. Tagesspiegel-Recherchen belegen konkret: Blackstone besitzt mindestens 3500 Wohnungen in Berlin. Die meisten betroffenen Mieter wissen aber nicht, wem ihr Haus gehört.

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Die Rosa-Luxemburg-Stiftung steht der Partei Die Linke nahe. Diese verantwortet seit vier Jahren die Wohnungspolitik in der Stadt und hat unter anderem den Mietendeckel und den Kauf von Wohnungen vorangetrieben. Die Studienautoren fordern mehr Maßnahmen.

„Angesichts der Marktentwicklungen der letzten Jahre dürfte der „kleine“ Privatvermieter, dem durch zusätzliche Regulierung die Pleite oder Altersarmut droht, eine Randerscheinung sein“, heißt es in der Studie. Sie räumt aber auch ein, dass über diese Gruppe besonders wenig bekannt sei.

Das sind die größten Vermieter Berlins

Größter Vermieter in Berlin ist das Land selbst mit 323.000 Wohnungen. Zu den großen privaten Vermietern zählt die Studie die börsennotierten Unternehmen Deutsche Wohnen (115.740), Vonovia (42.241), Ado Properties (17.924), Covivio (15.813) und Grand City Properties (7580).

Oft kann die Zahl der Wohnungen nur in Spannen angegeben werden, etwa bei Heimstaden Bostad (3000 bis 10.000). Das schwedische Unternehmen Heimstaden hatte im September angekündigt, für 830 Millionen Euro 3902 Wohnungen, 208 Gewerbeeinheiten sowie Parkplätze in zentralen Lagen Berlins zu kaufen. (Tsp, dpa)

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