Berlin: Haftstrafe für betrügerische Sozialamtsangestellte
Alles war Lüge: die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, seine Werft auf Zypern, sein Bemühen um ihre Familie. Ingrid S.
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Alles war Lüge: die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft, seine Werft auf Zypern, sein Bemühen um ihre Familie. Ingrid S. ist einem hochkarätigen Betrüger ins Netz gegangen. Klaus B. nutzte seine Romeo-Chancen, um über die ehemalige Sachbearbeiterin im Lichtenberger Bezirksamt an Geld zu kommen. Die 48-jährige Frau zweigte insgesamt 743 000 Euro ab. Nach ihrem Geständnis wurde sie gestern wegen Bestechlichkeit und schwerer Untreue zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.
„Sie hat es aus Liebe getan nach vorangegangener Einsamkeit“, sagte der Verteidiger. Alles schien zu stimmen. Die Mutter von vier erwachsenen Kindern habe dem zehn Jahre älteren B. alles geglaubt. Für den Mann, den sie als Sozialhilfeempfänger kennengelernt hatte, zweigte sie in 247 Fällen Summen bis zu 10 200 Euro ab. Für ihre Manipulationen zwischen Dezember 2003 und Ende Oktober 2005 hatte Ingrid S. bereits abgeschlossene Sozialhilfe-Fälle aktiviert, Beihilfen erfunden und die Daten anschließend gelöscht.
Die Idee hatte B., ein vorbestrafter Betrüger. „Es ging ganz einfach“, sagte die Angeklagte. Das Löschen der Daten sei kein Problem gewesen. Auch das Vier-Augen-Prinzip, das eine zweite Unterschrift bei derartigen Überweisungen verlangt, blieb unwirksam. „Es wurde nicht kontrolliert, der Arbeitsanfall war so hoch“, erinnerte sich die Angeklagte. Auch die Richter kritisierten: „Es hat kein funktionierendes Kontrollsystem gegeben.“
Ingrid S. war Ende 2005 freiwillig aus dem Dienst ausgeschieden. Sie bekam 79 000 Euro Abfindung, den überwiegenden Teil aber schwatzte ihr der Betrüger ab. Während sie glaubte, dass er eine Werft aufbaut, gönnte er sich ein Luxusleben in der Ferne. Gegen beide wurde erst gemeinsam verhandelt, nun wird der Prozess gegen B. am Montag fortgesetzt.K.G.
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