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Ringen um die Hochzeitskundschaft. Hier: Verschiedene Hochzeitskleider auf einer Modenschau.

© Stephanie Pilick

Ansturm auf Standesämter am 15.5.15: Heiraten nach Schnapszahlen

Am 15.5.15 legen die Standesämter Sonderschichten ein, denn übermäßig viele Paare wollen an diesem Datum Heiraten. Auch bei Blumenhändlern, Hochzeitsplanern und Restaurantbesitzern brummt an diesem Tag das Geschäft.

Normalerweise öffnen die Berliner Standesämter frühestens um 8 Uhr. Als Volker Weber am 15. November 2014 die Tür zum Standesamt Neukölln aufschließen will, warten dort schon ein Dutzend Paare auf ihn in der Novemberkälte. „Die ersten kamen wohl schon um halb sieben“, erinnert sich der Leiter des Neuköllner Standesamts. Warum? Lässt sich einfach errechnen: Eine Eheschließung kann in Berlin frühestens sechs Monate vorher angemeldet werden. Und genau ein halbes Jahr später, ist der Tag, an dem sich besonders viele Paare in Berlin das Jawort geben möchten: der 15.5.15.

Es ist der Tag in diesem Jahr, der einer Schnapszahl am nächsten kommt. Und dann fällt er auch noch auf ein langes Wochenende im Mai. Im Wonnemonat Mai. „Ich persönlich verstehe das ja nicht“, sagt Weber. „Aber die Leute fahren einfach auf diese Termine ab.“ Mittlerweile sind es 41 Eheschließungen, allein im Standesamt Neukölln. Für den besonderen Tag hat Weber Urlaubssperre verhängt und die Britzer Mühle als zusätzlichen Standort geöffnet. „Anders wäre das nicht zu wuppen“, sagt der Leiter. In Neukölln heiraten am Himmelfahrts-Wochenende die meisten Paare, doch in ganz Berlin gibt es seit Wochen keinen freien Platz mehr zu diesem Termin. In Charlottenburg-Wilmersdorf sind es 25 Eheschließungen, drei Termine mehr als normalerweise möglich.

Nach einem Tag war der 15.5. ausgebucht

Um die Paare nicht zu enttäuschen, die sich bereits im November für diesen Termin in die Kälte gestellt haben, wurden zusätzliche Termine am Morgen vergeben, das heißt gegen 8 Uhr. Bereits am ersten Tag sei der 15.5. ausgebucht gewesen, sagt Sylvia Brenke, die Leiterin des Amts in Charlottenburg. Das erste Paar stand im November exakt 4.45 Uhr am Standesamt Charlottenburg an. „Es müssen besondere Liebhaber der Zahlenkombination gewesen sein“, erinnern sich die Mitarbeiter in Charlottenburg. Auch das Standesamt Schöneberg wird am Freitag nach Himmelfahrt Überstunden machen. Statt von 10 Uhr bis 16 Uhr wird dort am kommenden Freitag von 8 Uhr bis 18 Uhr geheiratet. „Der Termin war so schnell weg, wie kein anderer im Jahr, bestätigt auch das Schöneberger Standesamt. Lediglich in Berlin Mitte könne man wegen Personalmangels leider nur zwölf Paare glücklich machen. Die Planung für den großen Tag beginnt für die Paare meist schon lange, bevor der Termin amtlich in die Bücher eingetragen wird.

Beamte unter Hochdruck

Noch schneller vergriffen sind im Hochzeitsmonat Mai die Plätze in Restaurants und Hotels. „Für beliebte Restaurants sollte man schon zwei Jahre vorher anfragen“, sagt Anja Breddin, die seit neun Jahren Hochzeiten in Berlin und Brandenburg organisiert. Gerade am Rande Berlins, wo es ein bisschen idyllischer ist, seien die Veranstaltungsorte weit im Voraus belegt. Am 15.5.15 kümmert Breddin sich gleich um zwei Hochzeitsgesellschaften. Die Paare haben sich bereits anderthalb Jahre vorher Termin bei ihr gebucht. Nicht nur für Hochzeitsplaner auch für die Standesämter bedeutet der große Tage der Liebe ein bisschen Stress. Im Standesamt Neukölln werde man sich am Freitag strikt an einen 30-Minuten-Takt halten müssen. „Wenn sich nur ein Paar um eine Minute verspätet, dann bricht für uns das Chaos aus“, sagt Weber. Welche Veränderung ein solcher Tag für die Ämter bringt, zeigt der Vergleich mit der Auslastung an gewöhnlichen Wochentagen. „Unter der Woche machen wir nicht mehr als fünf Eheschließungen am Tag“, sagt Weber. Die letzten großen Hochzeitstermine, an die Weber sich erinnert, sind der 11.11.11 und der 12.12.12. Im vergangen Jahr habe es keinen ähnlich erfolgreichen Termin gegeben, erzählt Weber. Am 14.4.14 habe sich der Ansturm in Grenzen gehalten.

Schön-Wetter-Heiraten

Das werde wohl – außer, dass es ein Montag war – auch am Wetter gelegen haben, sagt Elis Lambert, die Besitzerin eines Blumengeschäfts in Wedding: „Im Mai ist es weder zu heiß noch zu kalt.“ In den Monaten davor sehe es bei ihr im Geschäft eher mau aus. Im Mai steigen die Aufträge für Hochzeiten – Tischdeko, Brautsträuße und Accessoires für Blumenmädchen – im Vergleich zu Vormonaten um 50 Prozent. Die Magie der Zahlen hat Lambert besonders vor zwei Jahren zu spüren bekommen: Im Jahr 2013 sind Lamberts Aufträge für Hochzeiten stark zurückgegangen. „Man kann es nur vermuten, aber es muss doch am Aberglauben liegen“, sagt Lambert. „Seit 2014 heiraten die Leute wieder wie verrückt.“

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