Berlin: Hotelinhaberin Eva-M. Gerstner
Es ist wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Durch eine eher nüchtern-graue Fassade in der Knesebeckstraße betrete ich eine Halle, ein Foyer und dann eine Bar, die mich in ihrer mutigen Farbigkeit und der streng-schönen Ästhetik umfängt und betört.
Stand:
Es ist wie ein Eintauchen in eine andere Welt. Durch eine eher nüchtern-graue Fassade in der Knesebeckstraße betrete ich eine Halle, ein Foyer und dann eine Bar, die mich in ihrer mutigen Farbigkeit und der streng-schönen Ästhetik umfängt und betört. Dann erscheint die schöne, blonde Seele des Hauses, wenig mehr als dreißig Jahre jung, mit Reiterinnenfigur und einem strahlenden Lächeln.
Pferde waren ein Teil des wohlsituierten elterlichen Apothekerhaushalts in Waiblingen. Mit sieben Jahren ist auch sie schon geritten – bis zu einem tragischen Unfall, bei dem ihr Lieblingspferd umkam. Bis ins Nationalkader hatte die begabte Dressurreiterin es geschafft.
Die Schule war nicht alles für sie. Zum Start eines Pharmaziestudiums hat ihre Abiturnote nicht gleich gereicht. Erst nach einer Ausbildung als medizinische Assistentin in Tübingen kam sie 1996 nach Berlin und an die FU. Die Stadt hat sie gefangen – weniger das Studium. Das war für sie zu verschult und zu trocken. Also sattelte sie noch vor dem Staatsexamen um – auf BWL. „Marketing und Werbung waren total meine Sache“. Praktika und Jobs in New York, London und bei einer Berliner PR-Agentur begeisterten sie, ebenso wie ihre Arbeit bei der Deutschen Telekom in Bonn. Ihre Diplomarbeit konnte sie – wie ideal – über ihre Aufgabe dort schreiben: Sportsponsoring am Beispiel der Mountainbike-Mannschaft.
2002 war sie eine fertige Diplomkauffrau. Danach in Bonn zu bleiben, wäre ihr Tod gewesen, sagt sie. Also ging es nach Mallorca zum Immobilien-Makeln. Doch acht Monate später packte sie das Heimweh nach Deutschland – und sie erhörte den Ruf ihres Lebensgefährten aus Berlin. Der war ein Bauträger und hatte zwei Hotels, von denen das am Hackeschen Markt gerade kopflos war. Da sprang sie – ad interim – ein und hatte Erfolg. Daraus entstand bei ihnen die Idee zu einem ungewöhnlichen Designhotel. Bevor das Haus mit dem bekannten Architektentrio Graft entstand, hat sie fast alle Vorbilder weltweit studiert. Im Zentrum aller Zimmer und Suiten ihres Hauses steht eine offene Badewanne. Das scheint illustren Gästen wie Jodie Foster, Brad Pitt, Steffi Graf oder Tokio Hotel zu gefallen. Fast 73 Prozent Auslastung im letzten Jahr freuen die Chefin und die über 100 Mitarbeiter in ihren drei Häusern ebenso wie die weltweiten Lobgesänge auf das „Q“.
Wie ein Jacuzzi sprudeln lauter neue Ideen aus der unternehmerischen jungen Frau. Merchandising ist eine Leitidee: Mineralwasser, Buchprojekte, Reisen und eine Modekollektion mit der Marke Q.
Begeistert ist sie nicht nur von Berlin, sondern auch von Tieren. Zu ihren zwei großen Doggen in ihrem Haus in Potsdam wünscht sie sich später noch ein ganzes Tierheim – wie Brigitte Bardot. Kein Zweifel, sie wird das und noch viel mehr erreichen – bei dem Temperament und der schwäbischen Zielstrebigkeit.
Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.
Eva-Miriam Gerstner (31) ist Mitinhaberin der Loock-Hotels GmbH, die unter anderem das Designhotel Q in Berlin betreibt. Die gebürtige Schwäbin ist eine große Tierfreundin.
-
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: