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Berlin: „Ich bin Berlinerin, durch und durch“

Inge Meysel lebte in Hamburg. Doch in ihrer Heimatstadt feierte sie erste Erfolge

„I. Meysel“. Wo mag das hölzerne Namensschild geblieben sein, das im Erdgeschoss der Schöneberger Heylstraße 29 den Weg zu ihr wies? Erst Ende September 1999 hatte Inge Meysel die Wohnung aufgegeben und sich endgültig in ihre Wahlheimat Hamburg zurückgezogen. „Ich bin einfach eine Berlinerin, durch und durch“, sagte sie trotzdem. Gestern starb Inge Meysel im Alter von 94 Jahren in ihrem Haus bei Hamburg.

Aus ihrer Berliner Miet sollte eine Eigentumswohnung werden, das machte sie nicht mehr mit. So verließ sie ein zweites Mal die Stadt, in der sie 1910 geboren worden war – als Tochter einer Dänin und eines jüdischen Tabakwarengrossisten. Als „Halbjüdin“ hatte sie 1933 ihre gerade begonnene Schauspielkarriere nicht fortsetzen können, erst nach dem Krieg bot sich ihr in Hamburg eine neue Chance.

Im Margareten-Oberlyceum war sie zur Schule gegangen, hatte nach dem Abitur die Berliner Schauspielschule von Ilka Grüning und Lucie Höflich besucht. Sie debütierte 1930 in Zwickau, schon zwei Jahre später stand sie auf der Bühne des Berliner Renaissance-Theaters. Ihren Durchbruch hatte sie 1959/60 wiederum in ihrer Heimatstadt: im Flatow-Stück „Das Fenster zum Flur“ am Hebbel-Theater. Auch später war Inge Meysel immer wieder auf Berliner Bühnen zu sehen. 1991 erhielt sie aus den Händen Eberhard Diepgens die Ernst-Reuter-Plakette. 1999 wurde ihr im Schauspielhaus die „Goldene Kamera“ verliehen. ac

Die Anfänge. Zehn Jahre war Inge Meysel alt, als sie 1920 für ein Berliner Kaufhaus als Hutmannequin posierte. Aber schon mit dreieinhalb Jahren hatte sie als geflügeltes Engelchen in der Oper „Hänsel und Gretel“ auf einer Berliner Bühne gestanden.

Berliner Ehrungen. 1975 erhielt Inge Meysel vom Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz eine KPM-Schale. Später folgte die Reuter-Plakette.

Stammlokal. Im legendären „Diener“ in der Charlottenburger Grolmannstraße war Inge Meysel oft zu Gast – so auch bei einer Feier 1971, auf der Kollege Günter Pfitzmann ihr ein Bier zapfte.

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