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Berlin: „Im Grunde fehlt die Idee“

Hat sich die Love Parade überlebt? Überholt ist sie auf jeden Fall.

Hat sich die Love Parade überlebt?

Überholt ist sie auf jeden Fall. Ursprünglich war die Love Parade als eine Art subversive Veranstaltung angelegt, jetzt aber ist sie schlichtweg Mainstream geworden, ein Volksfest. Diese Entwicklung begann schon frühzeitig, vor mindestens fünf Jahren. Das Sponsoring wurde immer mehr. Jetzt wehrt sich die Jugendkultur dagegen, kommerzialisiert zu werden.

Wie kann die Love Parade denn trotzdem wieder attraktiver werden?

Das Problem ist, dass ein Massen-Event und Techno im Grunde nicht zusammenpassen. Da ist ein Widerspruch. Entweder man hat eine kleine, subkulturelle Geschichte mit echten Ravern, oder es wird richtig groß. Dann aber suchen sich die Raver was Anderes. Nehmen Sie die Fuck-Parade. Die ist der Versuch von Ravern, auf etwas Ursprüngliches zurückzukommen.

Die echten Raver bleiben also weg?

Das ist ja das Komische. Die Nicht-Raver kommen vor allem, um sich die Raver anzuschauen. Doch je mehr Nicht-Raver kommen, desto weniger Raver gehen hin, und dann bleiben auch die Nicht-Raver weg.

Der Erfolg der Love Parade ist also schlussendlich ihr Problem?

Das könnte man sagen. Die Love Parade ist etwas Konsumatorisches geworden, bei dem die Idee fehlt, etwa im Vergleich zum Christopher Street Day. Dieser Hardcore-Hedonismus, wie ihn die Love Parade verkörpert, ist mehr ein Neunziger-Jahre-Phänomen. Inzwischen geht es wieder mehr um Glaubwürdigkeit, um Inhalte.

Hat der Teilnehmerrückgang auch mit Veränderungen in der Musikszene zu tun?

Ich glaube, die Zeit der Techno-Großevents ist überhaupt vorbei. Die Szene verlagert sich in kleinere, exklusive Clubs. Die Superparties in ehemaligen Fabrikhallen gehören eher der Vergangenheit an. Das lässt sich nicht nur in Berlin beobachten, sondern auch in anderen Städten. Aber es ist ja nicht nur das. Auch die Musik hat sich totgelaufen. Die Raver werden älter. Den Begriff Techno gibt es ja jetzt bestimmt seit zwölf, dreizehn Jahren, und die dazugehörige Szene noch länger. In den letzten Jahren ist einfach nicht mehr viel Neues passiert.

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