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Immaterielles Kulturerbe: Brandenburg stärkt Ost-Karneval auf Weg zum Kulturerbe
Ost-Karneval als Kulturerbe? Brandenburg gibt den Verbänden Rückhalt. Warum die Jahrhunderte alte Tradition jetzt Rückenwind bekommt und mehr ist als ein Spaß.
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Der Landtag von Brandenburg unterstützt einhellig die Bewerbung der ostdeutschen Karnevalsverbände für eine Anerkennung des jahrhundertealten Brauchtums als Immaterielles Kulturerbe in Deutschland. „Ich bin sehr optimistisch und zuversichtlich, dass die Bewerbung gute Aussichten auf Erfolg haben wird“, sagte Kulturministerin Manja Schüle (SPD) in der Landtagsdebatte.
Ein gemeinsamer Antrag der Koalitionsfraktionen von SPD und BSW mit der CDU-Opposition wurde einstimmig - also auch von der AfD-Fraktion - angenommen. Damit wird die Landesregierung aufgefordert, den Vorstoß der Karnevalisten zu unterstützen. „Der ostdeutsche Karneval ist Ausdruck jahrhundertealter Traditionen und Teil lebendiger Alltagskultur“, hieß es.
Historische Wurzeln jahrhundertealt
Die Karnevalsverbände aus Brandenburg und Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen eine Anerkennung erreichen und zeigen, „dass der Karneval im Osten mehr als nur Verkleidung, Tanz und Musik ist“. Die historischen Wurzeln des Karnevals lägen zwischen Hofkultur und Volksbrauch. Erste Belege finden sich den Verbänden zufolge bereits Ende des 14. Jahrhunderts. Die Bräuche entwickelten sich aus vorchristlichen Winteraustreibungsritualen, später auch im Umfeld höfischer Feste.
Bis über die Bewerbung endgültig entschieden wird, könnte es bis zu zwei Jahre dauern, hieß es vom Thüringer Verband. Die ostdeutschen Karnevalsverbände umfassen rund 930 Vereine mit etwa 95.000 Mitgliedern. Für Brandenburg nannte die Kulturministerin in Potsdam rund 15.000 aktive Karnevalisten.
Kulturministerin: Karneval in DDR einzige zugelassene Opposition
Der ostdeutsche Karneval sei nicht einfach eine kleine Ausgabe vom Rheinland, sondern habe ganz andere Wurzeln, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Ludwig Scheetz. Ministerin Schüle wies auch auf die politische Bedeutung hin. Karnevalsvereine seien in der DDR oft die einzige zugelassene Opposition gewesen, sagte sie. „Denn Büttenreden und Karnevalsprogramme waren gespickt voller politischer Anspielung auch zwischen den Zeilen.“
Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, die Unesco, schützt nicht nur physische Welterbestätten, sondern auch immaterielles Kulturgut. Das können bestimmte Formen von Theater, Tanz und Musik sein, aber auch Handwerk und andere Traditionen. In Deutschland gibt es ein bundesweites Verzeichnis des Immateriellen Kulturgutes, das bislang um die 170 Einträge umfasst.
BSW-Abgeordneter mit Anspielung auf den Streit in Fraktion
Der BSW-Abgeordnete Gunnar Lehmann, der in seiner Rede persönliche Distanz zu den Karnevals-Bräuchen erkennen ließ, sagte: „Feiern Sie ausgelassen und scheuen Sie sich nicht, die Herrschenden in diesem Land mit Hohn und Spott zu überziehen.“
Zugleich spielte er auf einen anhaltenden Streit innerhalb der Fraktion des BSW an: „Bereits seit der Fraktionssitzung am 11. 11. läuft bei uns eine sehr unterhaltsame Karnevalsveranstaltung, von der ich allerdings inständig hoffe, dass diese nicht erst am Aschermittwoch endet.“ Vier Abgeordnete der Fraktion waren im Streit und nach Vorwürfen von „autoritären Tendenzen“ aus der Partei Bündnis Sahra Wagenknecht ausgetreten.
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