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Berlin: Immobilien gekauft ohne Rücksicht auf Risiken Bankenskandal: Ausschuss beklagt verantwortungslose Fondsgeschäfte

Obwohl die Marktsituation für Immobiliengeschäfte immer schlechter wurde, hat die IBG, die Immobilien- und Baugesellschaft der Bankgesellschaft, offenbar weiter Immobilien gekauft, um Fondsgeschäfte am Laufen zu halten. Trotz der Risiken der Immobiliengeschäfte, die seit 1997 bekannt gewesen sein müssen, „wollte man den Schneeballeffekt aufrechterhalten“, sagte Frank Zimmermann, der Vorsitzende des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Bankgesellschaft, nach der Sitzung am Freitag im Abgeordnetenhaus.

Von Sabine Beikler

Obwohl die Marktsituation für Immobiliengeschäfte immer schlechter wurde, hat die IBG, die Immobilien- und Baugesellschaft der Bankgesellschaft, offenbar weiter Immobilien gekauft, um Fondsgeschäfte am Laufen zu halten. Trotz der Risiken der Immobiliengeschäfte, die seit 1997 bekannt gewesen sein müssen, „wollte man den Schneeballeffekt aufrechterhalten“, sagte Frank Zimmermann, der Vorsitzende des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Bankgesellschaft, nach der Sitzung am Freitag im Abgeordnetenhaus. „Es ist eine bittere Erkenntnis, dass vor dem Crash der Bankgesellschaft die Probleme sogar noch angehäuft wurden.“ Nach Erkenntnissen des Untersuchungsausschusses wurden die Entscheidungen über die Immobilienkäufe direkt von den Vorständen der IBG und der Immobilientochter Bavaria getroffen. Auf den Ebenen der Geschäfts- und Abteilungsleitungen kamen die Risiken nicht zur Sprache.

Matthias Klipp, Geschäftsführer der Stadterneuerungsgesellschaft Stern, war ab 1997 als Abteilungsleiter bei der Bavaria verantwortlich. In dieser Funktion saß Klipp, von 1990 bis 1996 Grünen-Baustadtrat in Prenzlauer Berg, in entscheidenden Gremien. „Bewusst“ seien bestimmte Geschäfte nicht im Produktausschuss besprochen worden, sagte Klipp vor dem Untersuchungsausschuss. Nach der Devise „Wir brauchen Futter für die Fonds“ hätte man Immobilienankäufe bewilligt. Bedenken über die Risiken, die gemeinsam von ihm und anderen Mitarbeitern immer wieder vorgebracht worden sind, seien „über Jahre hinweg ignoriert worden“. Er habe sogar den Eindruck gewonnen, dass er Sanierungsprojekte, für die er verantwortlich gewesen war, gegenüber dem Aufsichtsrat immer schärfer habe rechtfertigen müssen.

Von den Risiken, die sich in den Fonds verbargen, will auch der frühere IBG-Prokurist Günter Fuderholz nichts gewusst haben. „Es hat wahrscheinlich Mitglieder der Geschäftsleitung gegeben, die darüber Bescheid wussten, aber ich gehörte nicht dazu“, erklärte Fuderholz gestern vor den Ausschussmitgliedern. Geschäftsleiter wie er hätten nicht die „Aufgabe gehabt, Entscheidungen zu treffen“.

Zimmermann kritisierte erneut die schleppende Herausgabe von Unterlagen für den Ausschuss durch die Anwälte der Bankgesellschaft. Die Ausschuss-Arbeit dürfe nicht durch „sachlich oder rechtlich unbegründete Interventionen“ behindert werden. Er drohte an, die benötigten Beweismittel künftig über den Weg der Beschlagnahme gerichtlich zu erwirken.

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