
© Tagesspiegel/Kitty Kleist-Heinrich
In die eigene Tasche gewirtschaftet?: Ex-Schatzmeisterin von Berliner Gartenverein vor Gericht
Weil sie als Schatzmeisterin fast 300.000 Euro in die eigene Tasche gesteckt haben soll, steht eine 49-Jährige vor dem Amtsgericht Tiergarten. Die dreifache Mutter gibt einige Taten zu.
Stand:
Es rumort in einem Gartenverein in Blankenburg. Um viel Geld geht es. Insgesamt 295.220 Euro sollen verschwunden sein. Hatte die damalige Schatzmeisterin gierig in die Kasse gegriffen? Die 49-Jährige steht seit Mittwoch vor dem Amtsgericht Tiergarten. Auf gewerbsmäßige Untreue lautet die Anklage. Heike W. gab einen Teil der Vorwürfe zu – „die Hälfte vielleicht, ich weiß nicht“.
230 mutmaßliche Taten in der Zeit von März 2017 bis Dezember 2021 sind angeklagt. Immer wieder soll die damalige Finanzbeauftragte des Gartenvereins Geld abgehoben und Barauszahlungen für sich selbst veranlasst haben. Dabei soll es jeweils um Summen zwischen 200 und 5000 Euro gegangen sein. Das eigentlich von dem Verein vorgeschriebene Vier-Augen-Prinzip, wonach ein anderes Vorstandsmitglied hätte gegenzeichnen müssen, soll sie dabei vernachlässigt haben.
Beim Prozess gegen die Ex-Schatzmeisterin blieb kein Platz auf den Zuschauerbänken im Gerichtssaal leer. Dicht gedrängt saßen Frauen und Männer, die seit Jahren eng verbunden sind mit der Erholungsanlage. 1400 Parzellen gibt es dort. Seit 2011 war die Angeklagte für die Kasse zuständig.
Ich habe alle maßlos enttäuscht.
Heike W., die angeklagte Ex-Finanzbeauftragte des Vereins
Sie habe „hin und wieder“ Geld aus der Vereinskasse für private Einkäufe genommen, gab die dreifache Mutter zu. „Für Lebensmittel und Kleidung, einmal auch für einen Urlaub.“ Nichts Großes sei es gewesen – „ich weiß nicht“, nuschelte sie. „Zu entschuldigen ist es nicht.“ Sie habe „nie gedacht, dass es so viel ist“. Aber bei den jährlichen Revisionen sei es nicht aufgefallen. „Ich habe alle maßlos enttäuscht.“ Sie wolle sich bemühen, den Schaden in Raten zurückzuzahlen.
Wenn in den verschiedenen Abteilungen des Vereins Geld gebraucht wurde, beispielsweise für Sommerfeste oder Geburtstage oder Aufwandsentschädigungen, habe sie das an die jeweiligen Kassierer ausgezahlt. Manchmal habe sie „was abgezweigt“. Das seien dann maximal 500 Euro gewesen, „aber nie 1000 oder 2000 Euro“.
Erst im Oktober 2021 waren Unregelmäßigkeiten aufgefallen. Ein 71-Jähriger sagte als Zeuge im Prozess, er sei als Mitglied des Vereins in einer eigens zur Aufklärung einer mutmaßlichen Untreue eingerichteten Kontrollgruppe aktiv und habe Anzeige erstattet. Der Zeuge sprach von „nicht erklärbaren Zahlungsvorgängen“ und Kontobewegungen, die für einen Verein „spektakulär“ seien. Möglicherweise habe nicht nur Frau W. in die Kasse gegriffen, mutmaßte er. Der Prozess geht Montag weiter.
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