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Berlin: Intendent Wischnath unter Beschuss

Innerhalb der evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, aber auch in der Brandenburger SPD und CDU wächst das Unbehagen über den Cottbuser Generalsuperintendenten, Rolf Wischnath: Das Mitglied der Kirchenleitung, der zuweilen auch Bischof Huber vertritt, und wegen des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan seinen Austritt aus der SPD angekündigt hat, werden "moralische Hochnäsigkeit" und "mediales Sendungsbewußtsein" vorgehalten. Manche sehen das Neutralitätsgebot für Kirchenfunktionäre verletzt.

Innerhalb der evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg, aber auch in der Brandenburger SPD und CDU wächst das Unbehagen über den Cottbuser Generalsuperintendenten, Rolf Wischnath: Das Mitglied der Kirchenleitung, der zuweilen auch Bischof Huber vertritt, und wegen des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan seinen Austritt aus der SPD angekündigt hat, werden "moralische Hochnäsigkeit" und "mediales Sendungsbewußtsein" vorgehalten. Manche sehen das Neutralitätsgebot für Kirchenfunktionäre verletzt. Unmut erregte vor allem sein Auftritt in Christiansens Talk-Show am Sonntagabend: Nicht wegen seiner bekannten Antikriegshaltung, sondern weil er für "die Kirchen" und "den Osten" sprach. Ein Mitglied der Kirchenleitung: "Mehr Zurückhaltung wäre angemessen."

Offiziell wertet die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg den Wischnath-Auftritt als "persönliche Äußerung über seinen SPD-Austritt". Sprecher Rainhard Lampe verweist ausdrücklich auf die differenzierten Beschlüsse der jüngsten Landessynode. Dort hatte sich Wischnath mit seinem harten "Nein zum Krieg in Afghanistan" nicht durchsetzen können. Brandenburger Politiker äußern sich klarer. Die CDU-Fraktionschefin im Landtag, Beate Blechinger, hält Wischnaths Aufritte in Medien und auf PDS-Veranstaltungen "mit dem Amtsverständnis eines kirchlichen Würdenträgers für unvereinbar". Sie betont, dass sich viele Kirchenglieder in Wischnaths rigoroser Ablehnung des Anti-Terror-Militäreinsatzes nicht wiederfänden.

Auch der Potsdamer SPD-Fraktionschef, Gunther Fritsch, selbst Kirchenmitglied und zu DDR-Zeiten Wehrdienstverweigerer, reagiert skeptisch: Wischnath sollte die politischen Instrumentarien nicht überstrapazieren oder darüber nachdenken, in die Politik zu wechseln. Sowohl SPD- wie auch CDU-Politiker betonen, dass Glaubwürdigkeit und Ansehen des Kirchenmannes litten, weil er die Moral einseitig für sich in Anspruch nehme. Darunter könne auch das Brandenburger Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit leiden, dessen Vorsitzender Wischnath ist. Wischnath hingegen reklamiert eine "Gewissensentscheidung".

Wischnath bestätigte, dass er sich am Sonntag mit dem Brandenbuger SPD-Landeschef Matthias Platzeck treffen werde: Dieser war von der Ankündigung Wischnaths, aus der SPD auszutreten, überrascht worden. Sein Entschluss sei aber definitiv, sagte Wischnath. Einen Übertritt zur PDS hat er ausgeschlossen. ma /thm

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