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Berlin: James Beaman verwandelt sich in Marlene Dietrich

Nur Schwule wissen eine aufreizende Frau zu sein, sagte seinerzeit schon Marlene. Und wer könnte die ins Maskuline spielende Androgynität einer Marlene Dietrich besser verkörpern als ein Mann?

Nur Schwule wissen eine aufreizende Frau zu sein, sagte seinerzeit schon Marlene. Und wer könnte die ins Maskuline spielende Androgynität einer Marlene Dietrich besser verkörpern als ein Mann? In New York hat James Beaman mit seinem Dietrich Kabarett "Black Market Marlene" rauschende Erfolge gefeiert. Und auch das BKA ist zur Europapremiere ausverkauft. Alle sind sie da. Die blonde Schönheit im Pelzmantel - ach ja, Tim Fischer natürlich. Und die alte Dame mit schlohweißem Haar, Marga Behrends, die einst im Admiralspalast auftrat und mit Marlene persönlich bekannt war. Wie ein Kind freut sie sich und klatscht in die Hände, als Marlene wieder zur leibhaftigen Bühnenfigur wird: "Der kann schön singen, was?!" Im Frack, mit fingerdickem Make-up, den obligaten Zylinder auf dem falschen Blondschopf, lackierten Fingernägeln an kräftigen Männerhänden, Nelke im Knopfloch und die künstliche Brust stolz gereckt, schlüpft Beaman in die Rolle der Diva. "Black market, sneak around the corner Budapester Straße", singt er mit hartem deutschen Akzent. Verblüffend stimmen Aussprache und Gestik mit dem Vorbild überein. Sogar die Gesichtszüge erinnern an die Dietrich, obwohl Beaman ihr keineswegs ähnlich sieht. Er streunt zwischen den Tischen der Zuschauer, zwischen Sektkübeln und Kerzenlicht umher, streicht den Kerlen verliebt übers Haar, zieht sie neckisch an den Ohrläppchen und poussiert mit einem entflammten Tim Fischer: Keine Frage, von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Nur mehr Sinnesrausch seitens des gewohnt steifen Berliner Publikums hätte diese Marlene verdient. In New York wurde schließlich laut mitgesungen. "Ein Mann, ein richtiger Mann..."BKA, bis 15. Januar Mi bis So, 20 Uhr

Jan Kixmüller

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