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Da kiekste, wa? Zum elften Berliner Karnevalsumzug werden bis zu einer Million Besucher erwartet. Das diesjährige Motto lautet: „Die Welt ist rund, Berlin ist bunt.“Foto: Rainer Jensen/dpa

© picture alliance / dpa

Berlin: Jeckendemo

60 Festwagen und 2500 Karnevalisten ziehen am Sonntag durch die City-West Schaulustige können Kamellen, Spielzeug und Blutwürste fangen

„Mit 800 000 Besuchern im letzten Jahr sind wir die Nummer zwei hinter Köln“, freut sich Harald Grunert, der Vorsitzende des Vereins Karnevalszug Berlin. Er ist stolz auf den Zulauf, den der seit 2001 stattfindende Zug mittlerweile genießt – auch am kommenden Sonntag wird mit bis zu einer Million Schaulustiger gerechnet. Das Schunkelmotto lautet: „Die Welt ist rund, Berlin ist bunt“.

Erstmals findet der Umzug dieses Jahr schon eine Woche vor Rosenmontag statt. Grunert erhofft sich davon eine Aufwertung durch mehr Teilnehmer von außerhalb. Traditionelle Musikgruppen, etwa aus dem Rheinland, sollen die bisherige Lautsprecherbeschallung ablösen. Da die in den närrischen Hochtagen allerdings immer noch lieber in Köln oder Düsseldorf als in Berlin auftreten, heckte man die Terminänderung aus.

Der Streckenverlauf bleibt der alte: Gegen 11.30 Uhr wird Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen am Steinplatz das Startsignal geben. Für die 60 Festwagen und 2500 Teilnehmer geht es zunächst entlang der Hardenbergstraße zum Bahnhof Zoo, anschließend rund um den Breitscheidplatz und weiter über Tauentzien und Ku’damm. Der Wagen mit dem Prinzenpaar bildet traditionell den Schlusspunkt des Zuges und wird gegen 13.45 Uhr das Ziel in der Nürnberger Straße erreichen. 50 Tonnen Wurfmaterial sollen ins Volk fliegen. Das Sortiment sei größer als auf den meisten anderen Zügen, so Zugmarschall Rolf Vieting: „Neben Schokolade und Kamellen wird auch Kinderspielzeug dabei sein.“ Die rheinische Blutwurst ist ein Karnevalsklassiker und wird deshalb auch in Berlin nicht fehlen.

Für Autofahrer kommt es zu Einschränkungen. Bereits ab 8 Uhr sind die Hardenbergstraße und Teile des Kurfürstendamms gesperrt. Die dort verkehrenden Buslinien werden bis zum Nachmittag umgeleitet. Auf der U-Bahnlinie 2 setzt die BVG dafür zwischen Alexanderplatz und Theodor-Heuss-Platz mehr Züge ein. Im Anschluss an den Straßenumzug wird es wieder eine „After-Zug-Party“ geben. Sie beginnt um 15 Uhr in der Universal Hall in der Gotzkowskystraße 22 in Moabit, Eintritt 15 Euro. Etwas früher kommen ist auch okay. „Die Türen werden schon früher geöffnet sein“, sagt Harald Grunert. Auftreten werden hauptsächlich Bands und Gruppen aus dem Rheinland, etwa die Mundartformation Määt Nix oder die Kölner Gulaschkapell.

Von Kritikern wird der Berliner Zug immer noch belächelt. „Berlin bleibt vorerst karnevalistisches Entwicklungsland“ gibt auch Harald Grunert zu. Trotzdem sehen die Organisatoren die Veranstaltung auf dem richtigen Weg: „Toll ist, dass sich die Berliner mittlerweile auch leidenschaftlich kostümieren. Das haben sich am Anfang viele nicht getraut.“ Und Rolf Vieting erinnert daran, dass die Hauptstadt sich auch für die eigene karnevalistische Tradition nicht schämen muss: „Sogar der alte Fritz hat schon an Umzügen teilgenommen. Das weiß nur heute keiner mehr.“ Ferdinand Dyck

Ferdinand Dyck

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