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Berlin: Jedes dritte Kind wächst bei Alleinerziehenden auf

BERLIN .Die "normale" Familie mit Vater, Mutter und Kindern wird in Berlin allmählich zu einer Minderheit.

BERLIN .Die "normale" Familie mit Vater, Mutter und Kindern wird in Berlin allmählich zu einer Minderheit.Niemals zuvor lag die Zahl der Eheschließungen so niedrig: Im Vergleich zu 1991 gibt es ein Fünftel weniger Ehewillige.Alleinerziehende oder gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern haben dagegen stark zugenommen.Der Anteil Alleinerziehender liegt im Westteil bei 31 Prozent, im Ostteil sind es sogar 38 Prozent.

Grund für die neuen Familienstrukturen sind gesellschaftliche Veränderungen.Um zusammenleben oder Kinder bekommen zu können, brauchen Paare nicht mehr die Legitimation durch den Trauschein."Heute herrschen andere gesellschaftliche Normen, der Druck, heiraten zu müssen, ist nicht mehr da", erklärt Sigurd Mehls von der für Familienfragen zuständigen Senatsjugendverwaltung den Rückgang bei den Eheschließungen.Zwar komme die Familie als Lebensform immer noch am häufigsten vor, doch dazu zählten auch eheähnliche Lebensgemeinschaften und alleinerziehende Elternteile.

Ungeachtet dieser neuen sogenannten "familialen Lebensformen" hat die Zahl der Familien in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen.Wurden 1995 noch 414 600 Familien mit Kindern unter 18 Jahren registriert, zählte die statistische Landesamt zwei Jahre später nur noch 398 200 Familien.Der Anteil Alleinerziehender in Berlin stieg dagegen von 32 Prozent auf 34 Prozent.

Zwar wird immer mehr auf die Eheschließung verzichtet, dem Kinderwunsch steht dies aber nicht entgegen.Nach einem starken Einbruch der Geburten in den Wendejahren 1989/ 90 - damals sank die Zahl der Neugeborenen fast um die Hälfte - erblicken seit 1994 wieder mehr Kinder das Licht der Welt.Von 28 503 Kindern im Jahr 1994 stieg die Zahl in den nachfolgenden drei Jahren bis auf 30 369 im Jahr 1997 und hält sich jetzt auf diesem höheren Niveau.Trotzdem können die Neugeborenen die hohe Sterberate in der Stadt nicht ausgleichen.Immerhin starben im vergangenen Jahr in Berlin 5512 Menschen mehr als Kinder auf die Welt kamen.

Den Kinderwunsch erfüllen sich die Paare heute immer später."Während vor etwa 30 Jahren die Frauen zwischen 18 und 20 Jahren schwanger wurden, lassen sie sich heute oft Zeit damit, bis sie 35 Jahre alt sind", sagt Mehls.Auch für die Männer stünden Studium oder berufliche Karriere heute mehr im Vordergrund als die Gründung einer Familie.Die Zahlen sprechen für sich: 1991 gaben sich noch 18 130 Paare das Jawort.Im vergangenen Jahr waren es nur noch 14 526 Ehewillige.Im Westteil der Stadt gaben sich 9547 Paare das Jawort - das sind ein Viertel weniger als 1991.Geringer fällt der Rückgang in den Ostbezirken aus: Dort wurden im vergangenen Jahr etwa acht Prozent weniger Trauungen registriert als 1991.Der schwächere Rückgang hat Gründe: Während in DDR-Zeiten häufig geheiratet wurde, um eine eigene Wohnung zu bekommen, sank die Zahl der Heiraten nach der Wende rapide.Im Jahr 1991 lagen die Zahlen deshalb in Ostberlin schon deutlich niedriger als im Westteil.

SILKE EDLER

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