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Berlin: Jetzt denkt auch die BVG an Einstieg in den S-Bahn-Verkehr

Vorstandschef signalisiert Interesse an einer Übernahme: „Wir könnten uns bei einer Ausschreibung bewerben“

Als möglicher Konkurrent zur S-Bahn hat sich jetzt auch die BVG ins Gespräch gebracht. Wenn die Leistungen im S-Bahn-Netz ausgeschrieben werden, wie es die Opposition im Abgeordnetenhaus fordert, könnte sich auch die BVG um den Zuschlag bewerben, sagte BVG-Chef Andreas Graf von Arnim dem Tagesspiegel. Als Konkurrent der S-Bahn hat sich bereits das französisch-deutsche Unternehmen Connex gemeldet. Es will, wie berichtet, von Ende 2006 an den Verkehr auf der Ringbahn in eigener Regie übernehmen.

Nach den europäischen Bestimmungen sollten die Leistungen im Nahverkehr ausgeschrieben werden, um so das günstigste Angebot zu finden. Bisher schloss der Senat mit der S-Bahn einen Verkehrsvertrag ab, ohne andere Angebote einzuholen. Kritiker bemängeln, dadurch habe die S-Bahn zu hohe Zuschüsse aus der Landeskasse erhalten, die das Geld für diese Zahlungen wiederum vom Bund bekommt. Wenn es dem Land aber gelingt, den Preis zu drücken, kann es die gesparte Summe für andere Verkehrsprojekte ausgeben. Die Höhe der Bundeszahlungen ist festgesetzt.

Mit Connex hat die S-Bahn jetzt zum ersten Mal Konkurrenz bekommen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung prüft das ihr ohne Aufforderung vorgelegte Angebot derzeit. Der neue Verkehrsvertrag mit der S-Bahn ist noch nicht abgeschlossen, obwohl er Ende 2001 ausgelaufen war und damit seit über einem Jahr ein vertragsloser Zustand herrscht. Strittig war die Laufzeit des Vertrages. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder wollte dem Wunsch der S-Bahn nach einer langjährigen Bindung folgen, während Finanzsenator Thilo Sarrazin (beide SPD) sich nur ein Jahr lang binden wollte.

Im Vertrag solle die Möglichkeit einer Ausschreibung bereits während der Laufzeit vorgesehen werden, sagte Strieders Sprecherin Petra Reetz. Connex will seine Züge aber zum Fahrplanwechsel Ende 2006 starten lassen. Weil bei einem Zuschlag unter anderem neue Fahrzeuge beschafft und Mitarbeiter gesucht werden müssten, ist eine mehrjährige Vorbereitungszeit erforderlich. Eine Entscheidung müsste daher jetzt schnell erfolgen.

In Brandenburg sind nach Ausschreibungen bereits Strecken im Regionalverkehr an andere Unternehmen vergeben worden. Das Netz östlich von Berlin wird ab Ende 2003 gemeinsam von der Prignitzer Eisenbahn und der Hamburger Hochbahn (siehe unten) betrieben. Für die wichtigen Strecken hat Brandenburg jedoch ohne Ausschreibung einen Vertrag mit der Bahn unterzeichnet, gegen den Connex vorgehen will.

Als Partner in Berlin kann sich Connex-Geschäftsführer Hans Leister auch die BVG vorstellen. Dabei stößt er auf das Interesse von BVG-Chef von Arnim, der aber auch einen Schritt weiter denkt: „Wir könnten uns bei einer Ausschreibung auch selbst bewerben.“ Als Eisenbahnunternehmen ist die BVG seit dem vergangenen Frühjahr anerkannt. Und Erfahrung mit dem Betrieb der S-Bahn hat sie auch. Von 1984 bis 1994 fuhr die S-Bahn im Westteil der Stadt bereits einmal unter Regie der BVG.

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