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Berlin: Jetzt wollen die Mitarbeiter ihr Einrichtungshaus aufmöbeln

Sie kämpfen für Möbel Tegler – trotz der vorläufigen Insolvenz

Da hatte Gudrun Musielak der alten Dame die Einrichtung für die neue Wohnung verkauft – und musste sie doch enttäuschen. Ihr Arbeitgeber Möbel Tegeler hatte Insolvenz angemeldet, es war keine Auslieferung mehr möglich. Als die Verkäuferin und Vorsitzende des Betriebsrats der Kundin jetzt wegen neuer Verhandlungen doch einen Liefertermin ankündigen konnte, war die alte Frau dankbar – und die 44jährige Verkäuferin gerührt. „Die alte Dame sagte zu mir: Frau Musielak, ich habe sie auch schon in einem Fernseh-Interview gesehen, und ich drücke Ihnen und den anderen 250 Mitarbeitern den Daumen!“

Denn die Angestellten kämpfen um ihr Unternehmen. Gudrun Musielak ist derzeit häufig im Radio zu hören. Sie spricht einen Werbespot für Tegeler, den vier Sender ausstrahlen: „Wir haben immer noch guten Service, wir haben immer noch hoch motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter. Wir wollen eine Chance!“ Die Sender seien von sich aus auf das Möbelhaus zugegangen und hätten die Gratisproduktion angeboten, sagt Annette Maaß, Pressesprecherin des vor 21 Jahren gegründeten Familienbetriebs. Die Chance ist noch nicht vertan: Am 1. März beginnt das vorläufige Insolvenzverfahren, es gebe Gespräche mit Investoren, sagte Insolvenzverwalter Ulrich Wenzel. Die Geschäfte gehen also weiter, wie auch gestern am verkaufsoffenen Sonntag an der Grenzallee in Neukölln. „Ich bin hier, weil ich den Werbespot gehört habe, und mir imponiert, wie die Mitarbeiter kämpfen“, sagte gestern einer der Kunden, Uwe Preuß aus Treptow.

Für Gudrun Musielak ist es nicht das erste Mal, dass sie mit einem Insolvenz-Verfahren zu tun hat. Bevor sie zur Verkäuferin umschulte, arbeitete sie in einer Buchbinderei – auch die ging pleite. Doch anders als die Mitarbeiter jener Firma hat das Tegeler-Team nicht aufgegeben. Nach der Bekanntgabe meldete sich niemand krank. Obwohl es einige besonders hart traf, wie Dekorateurin Sonja Kappel. Sie hatte gerade ihren Vertrag unterschrieben: „Ich war so glücklich. Andere Möbelhäuser hatten mich mit der Begründung abgelehnt, dass ich zwei Kinder habe.“ Täglich kommen nun Headhunter der Konkurrenz und wollen Leute abwerben, sagt Musielak. Gegangen ist noch keiner. Stattdessen nehmen alle vor der Arbeit Besen und Wischlappen in die Hand. Auch Gudrun Musielak. „Das haben die Mitarbeiter vorgeschlagen, um Kosten für die Reinigungsfirma zu sparen.“ kög

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