
© privat
Junger Bürgermeister in der Uckermark: Ein 25-Jähriger krempelt die Provinz um
Mit Projekten, Treffpunkten und einer eigenen Partei bringt Luca Piwodda den Mut in seine ostdeutsche Heimat zurück - und wundert sich, warum sich Politik hier sonst nicht blicken lässt.
Stand:
Schon die Geschichte seiner Geburt passt zu ihm – und wie er sie erzählt. „Ich war fünf Tage zu früh dran, aber ich hatte eben den Drang, auf die Welt zu kommen“, erzählt Luca Piwodda und muss über sich selbst lachen. Die von seinen Eltern erhoffte Geburt am 9.9.1999 klappte nicht ganz – nun ist er eben ein noch jüngerer Bürgermeister als sowieso schon.
Piwodda steht mit 25 Jahren einer Gemeinde von 2500 Einwohnern vor, leitet erfolgreich eine eigene Partei, ein Kultur-Netzwerk und ist in diversen Jugendnetzwerken aktiv. Und das alles dort, wo manche das Ende der Welt vermuten: im Dreiländereck von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Polen. In Gartz an der Oder krempelt Piwodda die Politik und die Gesellschaft eines Ortes um, der sich selbst schon fast vergessen hatte. Und der jetzt mit ihm zeigen will, was auch hier in den Leuten steckt.
Gartz leidet wie die ganze Uckermark an Überalterung, Arbeitslosigkeit und einem Mangel an Zuversicht. „Die Alten haben gemeckert und waren untereinander zerstritten“, erzählt Piwodda im Gespräch. „Ich habe die Menschen erst zum Mitmachen animieren müssen – inzwischen gibt es dafür einen digitalen Prozess und einen analogen Prozess.“ Für die Jüngeren hat er mit ein paar Freunden ein digitales Parteiparlament eingerichtet, in dem jede und jeder auch nur projektweise mitmachen kann. Für die Älteren gibt es jeden Dienstag um 14.30 Uhr einen kleinen Kaffeeklatsch; hier können sie Brettspiele und Karten spielen und ein bisschen quatschen. Zudem biete er Bürgersprechstunden an, schreibt einen Wochenrückblick in den sozialen Netzwerken, „für die Älteren auch bei Facebook und in meinem WhatsApp-Status“.
- showPaywall:
- true
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- true