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Berlin: Kassenärzte befürchten Arzneimangel

Medikamentenbudget sei zu niedrig. Krankenkassen sprechen von Panikmache

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Die Berliner Kassenärzte befürchten Einschnitte bei der Arzneimittelversorgung der rund 2,7 Millionen gesetzlich Versicherten in der Stadt. Denn das per Schiedsspruch festgelegte Medikamentenbudget für 2007 liege mit 908 Millionen Euro 250 Millionen Euro unter dem Bedarf – obwohl die Summe 50 Millionen Euro über dem Vorjahresbudget liegt. Damit stehen für jeden Versicherten 336 Euro zur Verfügung. „Das reicht nicht aus, um die Berliner Patienten bedarfs- und leitliniengerecht zu behandeln“, kritisierte die Chefin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin Angelika Prehn. Denn in den Berliner Arztpraxen würden überdurchschnittlich viele Patienten behandelt, die teure Spezialpräparate benötigten, etwa zur Behandlung von Krebs, HIV/Aids, Multipler Sklerose sowie Hepatitis B und C, teilte die KV Berlin mit. Würde man diese nicht berücksichtigen, stünde für „normale Verordnungen“ nur ein Betrag von 185 Euro pro Versicherten zur Verfügung. Dies seien 25 Prozent weniger, als niedergelassene Mediziner im Bundesdurchschnitt für Kassenrezepte ausgeben dürften.

Allerdings haben die Berliner Ärzte das Gesamtbudget 2006 auch um knapp 200 Millionen Euro überzogen und tatsächlich Arzneien für über eine Milliarde Euro verschrieben – bisher ohne Folgen, heißt es aus der KV.

Die Krankenkassen wiesen die Argumente der KV als „unverantwortliche Panikmache“ zurück. Es sei bedenklich, dass die KV Krebs- oder Aidspatienten gegen andere Kranke ausspiele, sagte AOK-Sprecherin Gabriele Rähse für die Berliner Krankenkassen. Das Berliner Arzneibudget liege insgesamt über dem Bundesdurchschnitt. Und nach wie vor gebe es Einsparpotenziale ohne Qualitätsverlust. „In anderen Bundesländern suchen KV und Kassen gemeinsam nach solchen Reserven, in Berlin geht das offensichtlich nicht.“ I.B.

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