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Berlin: Katholische Kirche entlässt 440 Mitarbeiter

Erzbistum hat 148 Millionen Euro Schulden. Kardinal hofft auf die Hilfe der anderen Diözesen

Die finanzielle Lage des Erzbistums Berlin ist so katastrophal, dass in den kommenden vier Jahren zwischen 15 und 20 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden müssen. Wie Kardinal Georg Sterzinsky am Donnerstag erläuterte, belaufen sich nach Berechnungen der Unternehmensberaterfirma McKinsey die Schulden auf insgesamt 148 Millionen Euro. Das ist doppelt so hoch wie bislang aus den offiziellen Daten zur Kreditaufnahme ersichtlich, die in den kirchlichen Amtsblättern veröffentlicht worden waren.

„Im Klartext – wir befinden uns in der Schuldenfalle und müssen jedes Jahr weitere Kredite aufnehmen, um die Haushaltslücke zu schließen“, sagte Sterzinsky und kündigte drastische Sparmaßnahmen an. Das Erzbistum werde 440 seiner 2700 Vollzeitstellen abbauen müssen. Weitere 75 Mitarbeiter müssten gekündigt werden, wenn die Kirche die kommenden Tariferhöhungen mitmachen müsse und ihren Angestellten nicht auf weiteres das Weihnachtsgeld streichen könne. Dies werde im Augenblick juristisch geprüft.

Sowohl im Erzbischöflichen Ordinariat wie auch in allen Bereiche der Seelsorge fallen Stellen weg. In den Gemeinden müssten „die Personalbestände grundlegend überdacht werden“, sagte der Kardinal. Das betreffe Priester, Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten genauso wie Küster, Hausmeister, Pfarrsekretärinnen, Organisten und Reinigungskräfte. Offenbar müssen die Gemeinden zunächst 300 Stellenstreichungen verkraften und das Ordinariat und seine Abteilungen 140 Stellen. Die drei kirchlichen Bildungshäuser in Kladow werden geschlossen. Kürzungen bei der Katholischen Akademie wollte der Kardinal ebenso nicht ausschließen wie die Streichung von Religionsunterricht an einzelnen Schulen.

Um die Neuverschuldung, die im Augenblick bei 13 Millionen Euro liegt, in den kommenden Jahren auf Null zu bringen, braucht Berlin beträchtliche Finanzhilfen von den anderen deutschen Diözesen. „Aus bistumseigener Kraft wird diese Entschuldung nicht alleine zu schaffen sein“, sagte Sterzinsky, der als Oberhirte diese in der Geschichte der katholischen Kirche Deutschlands beispiellose Misere zu verantworten hat. Die Gespräche mit den anderen Diözesen sollen heute beginnen. Finanzzusagen gibt es nicht. Sollten sie nicht in der erhofften Höhe erfolgen, muss Berlin noch wesentlich mehr Mitarbeiter entlassen. „Wir haben jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt“, sagte Sterzinsky. Auch wolle er seine Verantwortung nicht in Abrede stellen. Er denke jedoch nicht an Rücktritt. Gegenüber leitenden Mitarbeitern hatte der Kardinal vor einige Wochen geäußert, dass der Vatikan damit drohe, ihm einen so genannten Koadjutor zur Seite zu stellen und ihn zu entmachten, wenn er das Schuldenproblem nicht in den Griff bekomme.

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