Kein Raub, aber Nötigung: Berliner Polizisten wegen ungerechtfertigter Kontrolle zu Bewährungsstrafen verurteilt

Eine nächtliche Kontrolle auf der Berliner Stadtautobahn führte zu schweren Vorwürfen gegen zwei Polizisten. Waren sie im Juli 2023 auf Raubzug, täuschten eine Kontrolle vor und erbeuteten 57.000 Euro bei einem Autofahrer? Nach 20 Prozesstagen folgte das Berliner Landgericht weder der Staatsanwaltschaft, die sechs Jahre Haft verlangt hatte, noch der Verteidigung, die Freispruch forderte.

Jeweils neun Monate Haft auf Bewährung ergingen gegen Bülent L.-K. und Mehmet A., 49 und 45 Jahre alt. Schuldig der Nötigung im besonders schweren Fall und der Freiheitsberaubung, entschied das Gericht. Eine Raubtat sei nicht nachgewiesen worden.

Es habe „keinen Grund gegeben, dass die Kontrolle gerechtfertigt war“, hieß es im Urteil. Der Autofahrer habe sich in den Polizeiwagen setzen müssen. Die Polizisten hätten nichts unternommen, „was in irgendeiner Form das Geschehen hätte nachvollziehbar machen können“. So sei keine Halterabfrage erfolgt.

Die befreundeten Beamten waren nach ihren Angaben auf dem Weg zur Schwester von A., weil es mit seiner Frau heftigen Streit gegeben habe. Den Wagen hätten sie angehalten, weil er auffällig langsam war, Drogen oder Alkohol hätten sie vermutet.

Der Autofahrer behauptete, er sei gefesselt worden, die Männer hätten einen Rucksack mit 57.000 Euro geraubt. Im Prozess sprach der 63-Jährige sogar von 357.000 Euro.

Hanebüchen seien diese Angaben, so der Vorsitzende Richter. „Jeder Stein ist im Prozess umgedreht worden, viele Fragen bleiben aber offen.“ Das Gericht sei „in vielfacher Weise angelogen worden – von mehreren Seiten“. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.