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Berlin: KEINE IBA, NIRGENDS

Seit über vier Jahren diskutiert Berlin über eine Internationale Bauausstellung für 2020. Ein Konzept, das wirklich überzeugt, gibt es nicht.

Seit über vier Jahren diskutiert Berlin über eine Internationale Bauausstellung für 2020. Ein Konzept, das wirklich überzeugt, gibt es nicht. Senatsbaudirektorin Lüscher wirbt für ein recht vages Konzept „Draußenstadt ist Drinnenstadt“. Und eine Gegenfraktion stürzt sich auf eine IBA „Stadtmitte“.

Beiden Initiativen fehlt das, was eine IBA auszeichnen muss: eine Verbindung von städtebaulichem und gesellschaftspolitischem Leitbild. Für den Klimawandel, den demografische Wandel und die wachsende soziale Spaltung der Stadt brauchen wir dringend bauliche Antworten. Die historische Mitte ist ein zu privilegierter Standort, um hierzu einen Beitrag zu leisten. Berlin muss Potenziale für bezahlbare Wohnungen mobilisieren. Berlin muss die energetische Gebäudemodernisierung vorantreiben. Berlin muss sich um die Infrastruktursanierung kümmern. Das sind Pflichtaufgaben. Woher soll Geld für eine Bauausstellung kommen? Die Kassen sind leer und nach dem Zensus-Ergebnis muss zusätzlich gespart werden. Obendrein sind Berlins Verwaltungen ausgeblutet. Darum sollten alle IBA-Träume in der Schublade verschwinden.

Richtig ist aber auch: Die Zukunftsgestaltung der historischen Mitte liegt brach, vor allem im Bereich Petriplatz/Breite Straße und Molkenmarkt/Grunerstraße. Weder hierfür noch für den Bereich Rathausforum/Marx-Engels-Forum braucht es eine IBA. Die Fortentwicklung der von der DDR geprägten Stadt steht der Sehnsucht nach der Rekonstruktion der historischen Mitte ähnlich unversöhnlich gegenüber wie der um Schloss und Palast. Es darf nicht wieder um Siege oder demütigende Niederlagen gehen. Hier ist ein Verfahren gefragt, das aussöhnt und die Bedürfnisse künftiger Generationen in den Blick nimmt. Dazu sollte der Senat einen Wettbewerb durchführen, der jeweils fünf Gestaltungsentwürfe hervorbringt für jede der umstrittenen Alternativen: Bebauung, Freifläche, Teilbebauung, mit Vorgaben zum Umgang mit der Erinnerung an die historische Stadt. Ein bürgernahes Verfahren könnte helfen, das Kriegsbeil endlich zu begraben.

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