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Aus den Polizeiwachen und aus anderen Bereichen müssten immer wieder Polizist:innen abgestellt werden, um die Zahl von rund 300 nötigen Mitarbeiter:innen für den Schichtbetrieb an den Telefonen und Funkgeräten in der Einsatzzentrale zu erreichen, kritisierte die Gewerkschaft der Polizei.

© dpa/dpa-Zentralbild

„Keiner will da arbeiten“ : Personalmangel in der 110-Einsatzzentrale der Berliner Polizei

Es fehlen über 100 Angestellte in der Einsatzzentrale der Berliner Polizei. Die Gewerkschaft der Polizei bemängelt „katastrophale Zustände“.

Die Einsatzzentrale der Berliner Polizei ist wegen der vielen eingehenden Notrufe ein wichtiger Kontakt zu den Bürger:innen - aber freiwillig arbeiten wollen dort kaum Polizist:innen. Aus den Polizeiwachen und aus anderen Bereichen müssten immer wieder Polizist:innen abgestellt werden, um die Zahl von rund 300 nötigen Mitarbeiter:innen für den Schichtbetrieb an den Telefonen und Funkgeräten in der Einsatzzentrale zu erreichen, kritisierte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) am Donnerstag. Es gebe derzeit nur 183 feste Mitarbeiter:innen, von denen nächstes Jahr 30 pensioniert würden.

Diese Personalprobleme waren kürzlich auch von der Polizei eingeräumt worden. Die Zahl der dort ständig arbeitenden Polizist:innen sei „optimierungsfähig“, das Defizit werde zum Teil über ein „Hospitationsprogramm“ ausgeglichen, „vorrangig auf freiwilliger Basis“. Eine dauerhafte Lösung solle erarbeitet werden.

Die GdP sprach von einem „Sorgenkind“, das seit Jahren große Kopfschmerzen bereite, „weil da einfach niemand mehr hin möchte“. Der Vize-Vorsitzende Stephan Kelm teilte mit: „Ich kann es keinem verübeln, denn die Zustände sind wirklich katastrophal.“ Nötig seien flexible Arbeitszeiten, verschiedene Arbeitsschichten zur Entzerrung und eine finanzielle Zulage. Geprüft werden müsse, ob nicht mehr Angestellte und Verwaltungsbeamt:innen statt Polizist:innen eingesetzt werden könnten.

Alle 24 Sekunden geht ein 110-Notruf in der Einsatzzentrale ein, täglich sind das 3700 Anrufe. Die Hälfte davon führt zu Einsätzen von Streifenwagen, so die Polizei. Der Job sei vergleichbar „mit dem Tempo und der Konzentration in einem Tower der Flugsicherung“, heißt es.

„Kein Anruf kann warten (...) und die Geschwindigkeit ist rasant. Nicht selten muss die Konzentration schlagartig voll da sein, wenn Menschen in Not geraten. Jede Entscheidung kann Leben und Gesundheit retten.“ Wegen der Belastungen durch die ständigen Notrufe und den Schichtdienst gebe es Gesprächsangebote des psychosozialen Dienstes sowie Supervision und Coaching-Angebote. (dpa)

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