Berlin: Kochen bis zu den Sternen
Hauptschüler haben es besonders schwer, eine Lehrstelle zu finden: Leroy Pieper hat trotzdem seinen Traumberuf gefunden
„Viele meiner Mitschüler haben 150 Bewerbungen geschrieben und trotzdem keinen Ausbildungsplatz gefunden“, sagt Leroy Pieper, der vor einem Jahr die Hauptschule abgeschlossen hat. Aber selbst in diesen Zeiten, in der kurz vor dem Start des diesjährigen Ausbildungsjahres noch nahezu 13000 Lehrstellen in Berlin fehlen, geht es auch anders. Der 18-jährige Leroy hatte schon nach der dritten Bewerbung Erfolg: Das französische Restaurant Margaux, eine feine Adresse Unter den Linden, bot ihm zunächst ein Praktikum an. Nachdem er eine Woche dort gearbeitet hatte, unterschrieb er seinen Ausbildungsvertrag.
Heute ist Leroy Pieper im ersten Ausbildungsjahr und lernt seien Traumberuf Koch. Sein Erfolgsrezept lautet: persönlich bewerben. „Ich bin in die Restaurants gegangen und habe mit dem Geschäftsführer oder Küchenchef gesprochen“, berichtet der ehemalige Schüler der Heinz-Brandt-Hauptschule in Weißensee. Seine Bewerbungsunterlagen hatte er bei jedem Gespräch dabei.
„Leroy Pieper ist das beste Beispiel dafür, wie sich Hauptschüler auf dem Arbeitsmarkt behaupten können“, sagt die Leiterin seiner früheren Schule, Karla Werkentin. An der dreizügigen Heinz-Brandt-Hauptschule finden pro Jahrgang nur etwa zehn Prozent der Schüler einen Ausbildungsplatz. Um die Jugendlichen dennoch so gut wie möglich auf das Berufsleben vorzubereiten, wird das Fach Arbeitslehre konsequent zur Orientierung genutzt: Berufsinformationen, Bewerbungstraining, Praktika, aber auch Umgangsformen und gepflegtes Auftreten stehen auf dem Stundenplan. Durch die Kooperation der Schule mit der Berlin-Brandenburgischen Fortbildungsakademie können die Schüler außerdem praktische Erfahrungen in der Immobilienwirtschaft und Bürokommunikation lernen.
Damit alle einen Praktikumsplatz finden, ruft die Schulleiterin Werkentin selbst bei Firmen an, greift auf Kontakte und Beziehungen zurück. Auch Leroy Pieper konnte sie helfen: „Ich habe Freunde in Frankreich gebeten, Ausschau nach einem Restaurant mit Praktikumsmöglichkeit zu halten“, berichtet sie. Mit Erfolg. So kam der angehende Koch seinem Traumberuf durch Berufserfahrungen in einem Restaurant bei Lyon ein Stück näher.
Leroy Pieper entdeckte das Kochen auf früheren Italienreisen mit seinen Eltern. Vor Ort lernte er die italienische Küche lieben. Wann immer es ging, schaute er Köchen in die Töpfe. „Wenn wir in kleinen Familienpensionen mit Restaurant wohnten, habe ich in der Küche geholfen und mit der Zeit immer mehr mitgekocht“, erzählt Leroy, der am liebsten Pasta und Fisch isst. Ein dreiwöchiges Praktikum in einem italienischen Restaurant an der Mittelmeerküste folgte.
Schülern, die einen Ausbildungsplatz suchen, rät er: „Sich persönlich vorzustellen, rechtzeitig Berufserfahrungen zu sammeln und nicht nur in Berlin zu suchen.“ Leroy ist glücklich über seine Ausbildung im Restaurant Margaux. Sein Ziel ist, ein richtig guter Koch zu werden, möglichst einer der Besten, Sterne sind dabei nicht ausgeschlossen. Das Talent könnte in der Familie liegen, auch Vater Pieper schwingt gerne den Kochlöffel.