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Berlin: Konferenz der hohen Tiere

63 Zoodirektoren tagen in Zoo und Tierpark – und verraten sich Züchtertricks

Die Zahl der Neuberliner könnte rapide steigen. Aus Köln reisen Steppenlemminge an, der Wüstenfuchs kommt aus Karlsruhe, und selbst Schlangen aus Münster finden demnächst in der Hauptstadt eine neue Heimat: Zootiere, die von Tierparkdirektoren höchstpersönlich nach Berlin transportiert werden. 160 Mitglieder des Verbands Deutscher Zoodirektoren von 63 in- und ausländischen Tierparks treffen sich heute und morgen zu ihrer Jahrestagung in Berlin. Eingeladen hat sie der Tierpark – aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens. „Viele der Kollegen haben Kleinbusse dabei und bringen die Austauschgeschenke gleich mit“, sagt Heiner Klös, Vizechef des Zoologischen Gartens. Denn es ist gute Tradition, dass der Gastgeber auch das ein oder andere Tier mitgibt.

Natürlich würden die Tiere artgerecht transportiert, sagt Zoo-Vorstand Jürgen Lange. Wenn sich jemand damit auskenne, dann Zoodirektoren und deren Assistenten. Schließlich diene die Jahrestagung vor allem dem wissenschaftlichen Austausch. Themen wie Nashornzucht und Bauen für Mensch und Tier stehen auf der Agenda. Außerdem sind Exkursionen geplant. Dann schlendern die 49 deutschen Zoo-Experten, fünf Kollegen aus der Schweiz und fünf aus Österreich sowie vier Fachleute aus Dänemark, Frankreich, Estland und Ungarn an Gehegen und Terrarien vorbei. „Das ist das eigentlich Spannende“, sagt Zoo-Vizechef Klös, „wenn man die Kollegen fragen kann: Wie kriegt ihr das hin?“

Da können die Tagungsgäste in Berlin sicher eine Menge notieren. Natürlich ist der Tierpark besonders stolz auf seine gelungene Elefantenzucht mit gleich drei Jungtieren. Der Zoo führt die Fachbesucher gern am Flusspferdhaus mit der Glasfront vorbei. Dass die Zoobesucher hier freie Sicht auf die Tiere haben, ist einer besonderen Filtertechnik zu verdanken. Lange: „Flusspferde markieren ihr Revier nämlich gern mit Kot und verteilen die grünen Grashalmknödel mit dem Schwanz wie mit einem Propeller im Wasser.“

Auf dem Besuchsprogramm steht auch die neu eröffnete Condor-Voliere im Zoo mit dem besonders licht geflochtenen Draht, der gute Einblicke gewährt. Und die erfolgreiche Bär-Wolf-WG. Die Experten aus Paris, Kopenhagen, Tallin und Budapest werden im Aquarium sicher auch lange vor den Behältnissen mit den Quallen stehen bleiben. Die Berliner sind für ihre erfolgreiche Quallenzüchtung bekannt, ein raffiniertes Unterfangen. Aus den Eiern einer Qualle wird nämlich nur dann eine Miniqualle, wenn beispielsweise die Strömung optimal ist. Sonst verwandeln sich die Eier nur zu einer Art Seeanemone mit Mund und Tentakeln.

Auch die Berliner Tierexperten können von den Kollegen etwas abschauen. „Da lässt man sich in die Karten gucken. Es geht ja um Lebewesen“, sagt Aquariumsexperte Jürgen Lange. Er schätzt Leipzig für sein Tigerhaus und die neue Afrikalodge, Frankfurt am Main für sein Nachttierhaus, Basel und Stuttgart für die Affenhaltung, Nürnberg und Tallinn für ihre Landschaftsparks und die Kombination von Botanischen Gärten und Zoos. Unterdessen bereitet Zoo-Vizechef Klös den Umzug von Juan vor. Er verhandelt über eine neue Heimat für den Brillenbären, der wegen Platzmangels aus seinem Gehege ausgebüchst war.

Annette Kögel

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