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Berlin: Kontrollen können Attentäter nicht stoppen

Selbstmordflug eines Inders: Experten bezeichnen Verbot für Privatmaschinen als unsinnig

Der geplante Selbstmordflug des indischen Hobbypiloten hat gezeigt, wie empfindlich die Stadt gegenüber Terrorangriffen ist. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden ist nicht zu verhindern, dass ein Pilot mit einem Kleinflugzeug ein Ziel im Berliner Stadgebiet attackiert. Prävention könne nur am Boden erfolgen.

Wie berichtet, hatte der offenbar psychisch kranke und lebensmüde Dolmetscher N. vergangenes Jahr in einem Kleinflugzeug Runden über Berlin gedreht. Erfahrene Flieger halten das Bedrohungspotenzial allerdings für gering. Um eine vergleichbare Zerstörungskraft wie die Boeing 767 zu erreichen, die 2001 von Terroristen ins World Trade Center gesteuert wurde, wären 1200 Kleinflugzeuge erforderlich, sagt Flugkapitän Thomas Kärger vom Berliner Piloten-Controller-Club. „Wer hier Gefahren oder Möglichkeiten hochstilisiert, der muss das auch bei den Bahnen, Lkw oder Bussen tun."

Rund um Berlin gibt es ein dichtes Netz von einem guten Dutzend kleiner Verkehrs- und Sonderlandeplätze. Insgesamt sind über 100 Sport- und Ultraleichtflugzeuge in der Gegend stationiert. Zahlreiche Vereine und Flugschulen bilden Piloten aus und bieten Rundflüge. Wer im Besitz einer Privatpilotenlizenz ist, kann Kleinflugzeuge mieten. Rundflüge über Berlin sind grundsätzlich zugelassen. Die Piloten müssen sich nur an die vorgeschriebenen Höhen halten und dürfen den in Schönefeld, Tegel und Tempelhof startenden und landenden Verkehrsflugzeugen nicht in die Quere kommen.

Ein Flugverbot für Privatpiloten über der Hauptstadt gilt in Sicherheitskreisen als unsinnig. Deshalb konzentriert sich die Vorbeugung auf die Flugplätze. Dazu zählen die vollständige Einzäunung und regelmäßige Kontrollen. Das brandenburgische Landesamt für Verkehr hat alle Flugplatzbetreiber aufgefordert, die Passagiere von Rund- und Charterflügen namentlich zu erfassen und samt Gepäck zu kontrollieren. Wenn ein Pilot selbst zum Täter wird, nutzen ohnehin alle Kontrollen wenig, heißt es in Fliegerkreisen.

Deshalb achtet man auch in den eigenen Reihen auf plötzliche Wesensveränderungen. Gänzlich verhindern lässt sich eine Wahnsinnstat nicht. So erschien vor einigen Jahren ein Privatpilot bei einer Flugschule in Bienenfarm (Kreis Havelland), um dort wie immer eine Cessna zu mieten. Niemandem fiel etwas auf. Nach dem Start sprang er aus der Maschine, die führerlos unmittelbar neben einem Haus abstürzte.

Rainer W. During

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