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Berlin: Krieg der Sterne: Streit um Noten für Hotels

BERLIN .87 der etwa 450 Berliner Hotels dürfen sich jetzt mit offiziellen Sternen schmücken.

BERLIN .87 der etwa 450 Berliner Hotels dürfen sich jetzt mit offiziellen Sternen schmücken.Gestern bekamen 13 Häuser, die die freiwillige Klassifizierung beantragt hatten, von der Hotel- und Gaststätteninnung ihre Sterne verliehen.Drei Hoteliers waren derart sauer über das Ergebnis, daß sie unter Protest zurücktraten."Zwei Sterne sind geschäftsschädigend", klagt die Eigentümerin des Askanischen Hofs, Eva Glinicke.Sie hatte mit "drei bis vier" gerechnet.Die Bewertung erfolgt nach bundesweit einheitlichen Kriterien.

Entsetzt über das Ergebnis ist auch Vera Bökamp vom "Landhaus Alpinia".Statt der fest eingeplanten vier Sterne errechneten die Statistiker des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) nur drei."Ein Fehler", sagt die Chefin des Mariendorfer Garni-Hotels.Sie fordert eine präzisere Prüfung."Die sollen sich die Hotels vor Ort ansehen", schimpft Vera Bökamp.Dies meint auch die Eigentümerin des Askanischen Hofes."Bett ist nicht gleich Bett", ärgert sich Eva Glinicke.Ihre Gäste fühlten sich in Antiquitäten wohl und nicht in Bilka-Billig-Mobiliar.Auch die Menge des Personals berücksichtige die Dehoga nicht.Auch bei ihr war kein Tester persönlich.

Dieses Vorgehen ist seit einem Jahr üblich.Die Hoteliers bewerten sich mittels Fragebogen selbst, nur in Zweifelsfällen werde man sich persönlich umsehen, heißt es bei der Innung.Ärger habe es nur in wenigen Fällen gegeben.In anderen Ländern ist die Kategorisierung Pflicht.Begeistert ist die Berliner Tourismus-Marketing-GmbH (BTM)."Das bringt mehr Transparenz" sagt BTM-Sprecher Bernd Buhmann, und sei in Bombay und Barcelona gleichermaßen bekannt.

22 Muß-Kriterien müssen in jeder Kategorie erfüllt sein, zum Beispiel Zimmergröße, Fernseher und Fax.Zusätzliche Punkte erhalten die Betriebe durch Extras, 5 Punkte zum Beispiel für ein Babybett und einen für einen Eiswürfelbereiter.Das vom Computer errechnete Ergebnis der Fragebögen werde von einer Kommission abgesegnet, betont Heike Wille von der Innung.Keinesfalls könne sich eine Bruchbude mit Sternen schmücken.Fünf Kategorien gibt es: Tourist (1 Stern), Standard (2), Komfort (3), First Class (4), Luxus (5).Keinen Stern gibt es ebensowenig wie das gerne zur Werbung verwendete "Fünf Sterne plus".

Jeder Hotelier konnte sich bislang soviele Sterne an die Haustür schrauben, wie ihm es paßte.Genau das passiert jetzt immer noch, schimpfen Kritiker.Denn die Häuser stufen sich in einem Fragebogen selbst ein.Kritik an den Dehoga-Sternen gibt es - vor allem von Verlagen, die mit ihren Hotelführern Geld verdienen.Geradezu "kriegerisch" sieht Gabriele Meichsner, Chefredakteurin des "Varta", die Sternen-Vergabe: "Die Dehoga kategorisiert alle gleich, auch da wo der Schimmel im Bad blüht." In der Tat gibt es Dehoga-Sterne nur für zählbare Kriterien: Gibt es ein Bad mit Warmwasser oder nicht.Ob das dann schmuddelig ist, spielt keine Rolle.Sterne fallen reichlich hernieder: Nur drei Berliner Häuser haben einen.

Der "Varta" ist weit sparsamer: drei Berliner Häuser dürfen sich mit 5 Sternen schmücken.das Adlon, das Four Seasons und das Schloßhotel Vier Jahreszeiten.Im Varta dagegen gibt es nur einen Stern, wo die Innung drei vergibt, das "Forum" am Alex ist so ein Beispiel.

JÖRN HASSELMANN

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